30 Oktober 2006

Meine ersten Churros

Letztes Wochenende war nix Außergewöhnliches geplant, und so hieß es, sich die Zeit in Madrid zu vertreiben *g*. Was natürlich nicht wirklich schwer war. Freitag Abend ging’s, nachdem ich von Arbeit zurückgekommen war und noch schnell im Día ein bissl was „zu Trinken“ besorgt hatte, zusammen mit den beiden Pieter, einer Bekannten von ihm (beide BE) - die für das Wochenende aus Barcelona angereist war – sowie Jakob (A) auf zur Erkundung einer neuen Tapas-Bar. Andreas (aus D, ehemaliger Mitbewohner unserer „Mega“-WG) hatte uns die Bar so schmackhaft gemacht, dass wir kurzerhand ein schon geplantes Treffen mit Susi und Jessi im El Tigre umwarfen (hatte aber eh erstmal genug davon – war wohl etwas zu oft da *g*) und lieber die längere Anreise per Metro (Station „Quintana“) in Kauf nahmen. Dort trafen wir dann Andreas und seinen Freund Dirk, der ebenfalls nur für das Wochenende aus Hamburg angereist war. Und was soll ich sagen? Ich hab mal wieder einen neuen Favoriten unter den Madrider Tapas-Bars :-)! Einmal das ungewöhnliche Ambiente (überall hing Klopapier auf Rollen als Servietten von der Decke), aber v.a. die wirklich guten Tapas – und jetzt kommt’s: von denen man soviel man essen kann immer wieder nachgereicht bekommt. Und nicht nur 3 oder 4 verschiedene Sachen wie im Tigre, sondern immer wieder kommen andere, heiße (oft frittierte) Tapas. Haben an dem Abend bestimmt 12 – 15 verschiedene Sachen probiert – von Tintenfischringen über Würstchen und Käsekroketten war alles dabei J. Und der Getränkepreis von 3,50 € für 0,5 l (Bier, Sangria, oder was man sonst so wollte) war auch noch okay (zum Vergleich: Im El Tigre kostet das Caña (0,2 l) 1,50 €). Nachdem wir also gut 2 Stunden lecker gespeist und getrunken hatten, rollten wir uns aus dem Laden (vor der Tür lag erstmal ein betrunkener, im Gesicht leicht blutender Typ mit nacktem Oberkörper – er wurde kurz zuvor aus der nebenan liegenden Wohnung – im wahrsten Sinne des Wortes ;-) – „geworfen“ - wahrscheinlich von seiner wütenden Freundin) und kamen gegen 12 wieder in der WG an.
Als nächstes stand der Besuch einer Nach-Geburtstags-Party von Anne, einer Französin, die seit 12 Jahren in Los Angeles lebt (, demzufolge akzentfreies Englisch spricht) und für 2 Monate in Madrid ist, um ihr Spanisch bei einem Praktikum zu testen und aufzupolieren (sie studiert eigentlich an einer Schauspielschule – u.a. mit der Nichte von Tom Hanks *g*, weiß aber wie die meisten anderen nicht ob sie später wirklich mal in dem Beruf arbeiten kann). Da wir ein par andere, die wir eigentlich in der Wohnung treffen wollten, knapp verpasst hatten, machten wir uns erstmal daran, etwas Alkohol zu “vernichten“ ;-), bevor es dann gegen 1 Richtung angesprochener Party in Huertas (bekanntes Party-Viertel) ging. Dort trafen wir neben der Gastgeberin und ein paar Leuten aus unserer WG noch auf Claudio (aus Italien; auch er hatte mal für 1 Woche in der berüchtigten Gran Vía WG gewohnt; über ihn hatten wir Anne kennen gelernt, da sie jetzt halt in seiner neuen WG wohnte) und ein paar weitere lustige Vögel (sorry, aber an die Namen kann ich mich beim besten Willen nicht mehr erinnern :-)). Nachdem wir uns über die übriggebliebene Pasta hergemacht schön zu Coldplay gechillt hatten, zog es einige wieder raus Richtung Partyleben. Doch ein paar von uns hatten keinen Bock mehr, zu der Zeit (es war bereits halb 5 morgens) noch 10 € Eintritt für ’ne Disse zu blechen, doch irgendjemand kam auf die geniale Idee, eine (wenn nicht die) Churrosbar (namens „San Ginés“) in Madrid aufzusuchen um „churros con choclate“ zu essen. Das ist etwas Supertypisches für Madrid – typischer geht’s nicht mehr *g*. Churros sind ein heiß frittiertes Spritzgebäck in Stangenform (der Teig ist vielleicht ähnlich Pfannkuchenteig – aber eben frittiert), welche man in eine Tasse mit heißer, zerlaufener Schokolade tunkt. OK, das ist wirklich nix für jemand, der gerade auf seine Figur achten muss, aber sowas von lecker (hab glaub ich noch nie so was Leckeres gegessen – ok, um mir noch ein bisschen Spielraum nach oben zu lassen, schränk ich’s mal auf Süßes ein *g*). Und das Krasse ist, dass in Madrid diese Churros-Bars früh in der Zeit von um 5 bis um 6 knüppeldick gefüllt sind – eben zu jener Zeit, wenn das Partyvolk sich auf dem Heimweg noch einmal stärken will.

Am nächsten „Morgen“ bin ich dann leider etwas zu spät (so gegen 12 *g*) aufgewacht, um mit den beiden Belgiern und Romain mit nach Toledo zu fahren (was aber nicht wirklich schlimm ist, weil Toledo nur rund eine Stunde von Madrid entfernt ist und jederzeit gut mit Bus erreichbar ist; demnächst wird dieser Trip wahrscheinlich mit Constantin und Kathleen nachgeholt). Also hab ich mir eine Decke geschnappt und hab mich am Plaza de España mit meinem Spanisch-Zeug in die Sonne gehaun. Petrus hatte es an diesem Wochenende nämlich noch mal besonders gut mit Madrid gemeint (nachdem es vorher die Woche schon leider viel zu oft geregnet hatte) und ließ die Quecksilbersäule doch tatsächlich noch mal auf 30°C ansteigen. Mit leichtem Sonnenbrand trollte ich mich 3 Stunden später nach Hause, und bereitete mich seelisch und moralisch schon auf die nächste Partynacht vor ;-). Gegen halb 11 hatte sich dann wieder eine nette Truppe (Jakob, Andreas + Dirk, Anne + Freundin, Romain, und ich natürlich) in unsrer WG versammelt, und auf ging’s nach Malasaña, wo wir uns mit Susi, Jessi sowie ein paar Freunden von ihnen zu einem zünftigen (verbotenen) Botellón treffen wollten – danach sollte es dann weiter in irgendwelche Clubs gehen. Doch leider kam alles ganz anders – diesmal hatte uns die Polizei einen Strich durch die Rechnung gemacht. Als wir am vereinbarten Platz ankamen, war dort – im Gegensatz zu sonst, wo sich tausende von Jugendlichen mit ihren mitgebrachten Getränken dort tummelten – keine Menschenseele zu finden – nur 4 Polizei-Bullys samt Belegschaft. Also zogen wir weiter, doch überall wo wir hinkamen, drückten sich ein paar neugierige Polizisten rum, nur darauf wartend, dass wir unseren Alkohol auspackten. Den Gefallen taten wir ihnen nicht, und stattdessen ging’s also wieder unverrichteter Dinge in die WG. Dort spielten wir noch ein paar mehr oder weniger sinnvolle Trinkspiele, und da sich auch nach mehreren Anrufen und SMS mit Susi und Jessi nicht genau klären ließ, wo sie denn nun noch hingingen, erklärten wir kurzerhand gegen 3 den Abend für beendet, hatten aber gleichzeitig schon einen Alternativplan für den nächsten Morgen aufgestellt. Wir (Romain und ich) hatten uns da nämlich mit Anne, Claudio und ihrer französischen Freundin zum Frühstück in irgendeinem Café (natürlich draußen) verabredet.

Und so trafen wir uns dann auch am nächsten (Sonntag-)morgen um 11 (nachdem uns die Zeitumstellung glücklicherweise eine Stunde geschenkt hatte *g*) am Bären (einem der Wahrzeichen von Madrid) in Sol und zogen anschließend Richtung Palacio Real (dem Königlichen Palast). Da direkt davor nur Cafés waren, deren Tische und Stühle noch im Schatten lagen, zogen wir noch gut 200 m weiter und hatten schließlich das perfekte Café gefunden. Hier machten wir es uns bei herrlichstem Sonnenschein (wie gesagt, 30°C :-)) gemütlich, aßen einen Napolitana (so ’ne Art Blätterteigschnecke mit Pudding oder Schokolade gefüllt) und tranken unseren Café con leche. Nach diesem herrlich entspannten Start in den Tag wollten die anderen weiter in den Parque del retiro - da ich dort aber schon ein paar Mal war und bisher immer knapp die Öffnungszeiten (sonntags von 9 bis 14 Uhr) des Palacio Real verpasst hatte, diesmal jedoch umständehalber pünktlich davor stand, wollte ich die Chance nutzen und mir eben diesen Palast anschauen, was ich dann auch tat. Hab ja eigentlich nicht so viel für solche alten Gebäude übrig, aber ich war überraschenderweise ganz angetan von dem gigantischen Dimensionen und dem ganzen Prunk und Protz im Innern der einzelnen Räume. Hab mir, clever wie ich bin gleich noch ’ne deutsche Reisegruppe gesucht, und so gleich noch ein bisschen Hintergrundinfos bekommen (die ich inzwischen schon wieder vergessen hab – ich werd halt alt ;-)). Anschließend hab ich mir noch die Waffenkammer (sehr beeindruckend, dort gab’s z.B. Rüstungen für (Königs-)Kinder) und die Königliche Apotheke angeschaut. Pünktlich zum Toreschluss war ich mit der Palastbesichtigung fertig, und da ich Andreas und Dirk nicht telefonisch erreichen konnte, beschloss ich noch ein wenig in der Gegend herumzulaufen, da mein Madridführer mir viele tolle Brücken, Torbogen und ein Aquädukt versprach. Nebenbei kam kam ich noch an der ehemaligen „Mahoo“-Brauerei (eines der besten Biere hier; Hauptsponsor von Real Madrid) sowie dem „Vicente Calderón“ Stadion - der Heimstätte von Athletico Madrid, dem zweiten großen Madrider Fußballclub – vorbei. Dieses liegt übrigens ca. 200 m Luftlinie von meiner neuen Wohnung entfernt – ist schon lustig: ich arbeite direkt neben dem Bernabeu Stadion und wohne beim Vicente Calderón Stadion. Abends ging ich dann mit Alessandra (der Italienerin aus unserer WG) noch zum Retiro, wo wir uns mit Anne, Romain sowie Andreas und Dirk trafen, um die Trommler zu bestaunen. Abgerundet wurde der Abend (und damit auch das Wochenende) wieder mal mit einem Besuch im „El Tigre“.

24 Oktober 2006

Auf Wohnungssuche

Wie schon in einem vorherigen Post angekündigt, hab ich mich vergangene Woche intensiv um eine neue Bleibe hier in Madrid gekümmert. So schön so viel Trubel und Party für eine gewisse Zeit sind – auf die Dauer ist das einfach nix. Und mein Hauptanliegen war wie gesagt, der bekn*** Vermieterin zu entkommen. Also machte ich mich daran, geeignete Wohnungen rauszusuchen. Natürlich besteht die Möglichkeit, Annoncen aus Zeitungen oder Anschläge an irgendwelchen Schwarzen Brettern zu durchforsten, am bequemsten und erfolgversprechendsten schien mir jedoch der Weg über Wohnungsbörsen im Internet. Als größtes Handicap - so dachte ich - würde sich mein nicht gerade berauschendes Spanisch erweisen ( - doch so schlimm war's am Ende gar nicht). Zwar kann man natürlich auch den meisten Leuten ’ne Email schreiben (was ich anfangs auch getan hab), doch wenn wirklich mehrere Bewerber auf eine Wohnung kommen (und zur Zeit suchen wirklich viele Leute etwas, da gerade das neue Semester angefangen hat), ist das einfach zu langsam und umständlich für den Wohnungsanbieter – es führt also nichts um Anrufen drum herum. Am Anfang bat ich immer Freunde aus der WG oder Arbeitskollegen, diesen ersten Kontakt mit dem Vermieter oder den Leuten aus der jeweiligen Wunsch-WG herzustellen, am Ende jedoch hab ich mich auch immer öfter selbst versucht (auch wenn ich nicht immer alles verstanden hab). Meine Zielsetzung war klar: Ich wollte ein Einzelzimmer (weil von diesem geteilten Zimmer hatte ich echt genug) ab 1. November für 5 Monate (weil Ende März 2007 ist ja mein Praktikum schon wieder vorbei), möglichst zentrumsnah (um nachts zur Not auch nach Hause laufen zu können, nachdem man weg war – sowie auch um mit den Leuten meiner jetzigen WG leichter in Kontakt bleiben zu können), in der Preislage meiner alten Wohnung (nicht viel mehr als 350 € - was im Zentrum Madrids nicht wirklich leicht zu finden ist), Waschmaschine, möglichst mit Schreibtisch und Internet (WiFi) und idealerweise mit Spanischsprechenden Mitbewohnern. Und was soll ich sagen – meine Wünsche haben sich allesamt erfüllt *freu*. Aber es war auch ein hartes Stück Arbeit.

Das Schwerste war, sich erstmal aufzuraffen und anzufangen. Eigentlich wollte ich sofort den Montag nach dem Granada-Trip mit der Wohnungssuche anfangen, aber vielmehr als ein unmotiviertes Anklicken einiger Anzeigen und ein paar halbherziger Email-Anfragen meinerseits kam dabei nicht raus. Dienstag kamen mir dann die Freikarten für das Tennis-Masters ganz gelegen – sodass vor Mittwoch nichts wurde, Aber dann ging’s richtig los. Ich hab in eigentlich jeder freien Minute (auch am Wochenende) Leute angerufen (oder anrufen lassen *g*), Termine ausgemacht und Wohnungen besichtigt (in der Woche dann nach Arbeitsschluss, versteht sich). Mein zweites Zuhause war die Metro ;-), und meine Prepaidkarte für’s Handy konnte ich auch zweimal in der Woche aufladen. Und was ich da manchmal für’n Schrott gesehen hab – es haben echt nur noch Zimmer ohne Fenster gefehlt (kein Sch***, so was wird hier echt vermietet – nich war Jessi ;-)). Und das obwohl ich durch vorherige Anrufe mein Wunschprofil schon abgecheckt hatte. Am geilsten fand ich immer, wenn die Vermieter dann anfingen mir vorschreiben zu wollen, dass absolut keine andere Person außer mir in das Zimmer/die Wohnung kommen darf („Vivimos muy tranquilo aqui“). Ich stand dann immer nur grinsend da und hab genickt, während ich mir dachte „Das glaubt ihr doch selbst nicht, oder?“. Aber die Wohnungen waren dann auch gleich tabu für mich, denn wenn man da unterschreibt, und dann taucht der Vermieter mal unverhofft auf, wenn man gerade Besuch hat (von Partys mal ganz abgesehen), ist man nicht nur die Wohnung, sondern (was viel mehr weh tut) auch die Kaution (meist eine Monatsmiete) los. War am Wochenende schon etwas pessimistisch gestimmt, weil ich noch nicht wirklich etwas Passendes gefunden hatte (und dann hat auch noch der blöde Alonso den WM-Titel gewonnen – aber Schumi hat wenigstens noch mal ’ne geile Show geliefert :-)). Aber diese Woche hat sich dann alles zum Guten gewendet. Erst hab ich am Montag ’ne supergeile Bude besichtigen dürfen (mein Zimmer wäre zwar relativ klein gewesen, aber der Rest war riesig, mit Basketball-Court und Swmming Pool vor der Haustür; die Wohnung erfüllte zudem alle weiteren o.g. Anforderungen) - leider haben sich die 3 Mädels dann doch für ein weiteres Mädel entschieden – aber immerhin wurde ich zu einem Abendessen zum Üben und Verbessern meines Spanischs eingeladen :-). Und gleich tags darauf – am Dienstag - gab’s die nächsten zwei tollen Wohnungen zu sehen (jaja es ist wie immer - erst eine Woche lang nur Schrott und dann gleich zwei coole Buden auf einmal). Erst ’ne absolute geniale, 120 qm (!) große Hightech-Bude mit allem was man sich so wünschen kann (hier die zugehörige Anzeige). Und die Mitbewohner waren auch sehr cool – ein 29jähriger Spanier aus dem Süden (Extremadura) und eine 26järige Studentin aus Südamerika (Peru). Zwei kleine Schönheitsfehler gab’s aber doch: Es war etwas weit draußen im Norden (zwar immer noch relativ nah zu meiner Arbeit mit 5 Metro-Stops Entfernung, aber zum Zentrum braucht man halt immer mind. ’ne halbe Stunde – schlecht für zum mal kurz weggehen in der Woche. Und zum anderen waren die 360 € Miete Nebenkosten dann doch mehr, als ich ausgeben wollte. Aber zum Glück gab’s ja noch die zweite Wohnung: Nicht wie weg von meiner alte Bleibe (Metro-Station „Puerta del Angel“; nur 2 Stationen von Gran Vía entfernt), etwas weiter südlich gelegen, aber eben immer noch sehr zentrumsnah. Und auch hier fand ich alles was ich gern haben wollte (eigenes Zimmer, ordentliches und großes Bad, Küche und Wohnzimmer, nette Mitbewohner (2 nette Spanier – Juan und Jesus *g*), Internet und ’ner guten Umgebung (200 m weiter beginnt ein herrlicher kleiner Park, davor ist ein Rieseneinkaufscenter mit ca. 40 Geschäften, Restaurants, Fitnessstudio, 8 Tennisplätzen und und und…; des weiteren sind wir hier von leckeren Tapas-Bars nur so „umzingelt“ ;-)) - und das Ganze für 50 € weniger pro Monat. Es war zwar eine schwere Entscheidung zwischen den beiden letztgenannten Wohnungen, aber letztendlich gaben die Kohle und die Nähe zu meiner alten Bude (und damit zum Zentrum) den Ausschlag. Bin jedenfalls superglücklich, dass ich den Schritt mit dem Umzug gewagt habe und sehr zufrieden mit meiner neuen WG – ich glaube ich werd hier noch viel Spaß haben.

23 Oktober 2006

Tennis-Masters in Madrid

Hier folgt mal wieder ein Paradebeispiel für „Glück muss man haben“ oder „Beziehungen sind alles“ ;-). Wie sonst könnte sich der bettelarme Matze *g* Eintrittskarten für das Tennis-Masters Madrid leisten (unter uns: es wäre schon drin - die billigsten Tickets für die Vorrunde gehen ab 20 € los - aber sowas nimmt man doch viel liber umsonst mit :-))? Aber wie’s der Zufall so wollte, hatte sich Annette (die auch in meiner (Noch-)-16er-WG wohnt und wie ich tennisbegeistert ist) freiwillig zur Promotion-Arbeit für das in der vergangenen Woche stattfindende Tennis-Turniers gemeldet und bekam neben freier Kost (nein, keine Logis), sondern eben täglich 2 Freitickets (bis einschließlich Donnerstag). Als ich davon Wind bekam, hab ich natürlich gleich alles daran gesetzt, mir eines der Tickets zu sichern – schließlich trauere ich immer noch der „verpassten“ Möglichkeit nach, im Anschluss an mein Auslandssemester in Melbourne die Australian Open (2005) zu besuchen (wenn ich nur 3 Wochen länger geblieben wäre :-( ). Na egal, nun bot sich mir also diese Gelegenheit, und die durfte ich mir auf keinen Fall durch die Lappen gehen lassen. Die zweite Karte bekam Pieter, ein Belgier, der grad für 2 Monate Teil unserer WG ist. Nachdem wir Annette einen kurzen Besuch an ihrem Stand abgestattet hatten, ging’s dann endlich auf den Center Court.

Wir hatten Tickets für Dienstagabend zur Prime Time – und wir sahen keinen Geringeren als den Weltranglisten-Ersten und „Tennis-Gott“ Roger Federer in seinem Match gegen den Chilenen Nicolas Massu und anschließend die nicht minder interessante Partie Marat Safin gegen José Acasuso aus Argentinien. Beide Favoriten setzten sich durch, doch gerade das zweite Match war hart umkämpft und lange Zeit sah es eher nach einer Niederlage Safins aus. Aber was gerade Federer im ersten Match zeigte, ist einfach phänomenal. Das ist wirklich Tennis von einem anderen Stern. Der spielt die Bälle mit soviel Kontrolle an die Linien ran und dabei trotzdem dermaßen hart – da kann ich als Hobbyspieler echt nur staunen. Die Halle war im Übrigen natürlich noch nicht ausverkauft, jedoch herrschte trotzdem eine fantastische Stimmung. Wir hatten zwar feste Platzkarten, doch eben weil nicht alles ausverkauft war, konnten wir verschiedene Plätze (und Sitzkategorien) mal ausprobieren. Also ich muss sagen ich bevorzuge ganz klar die aus dem Fernsehen gewohnte Perspektive hinter den Spielern (komischerweise ist das auch die billigere Variante) – wir haben auch für einen Satz an der Längsseite des Platzes gesessen – aber da ist man echt nur dabei seinen Kopf hin- und herzuschwenken (muss von unten bestimmt lustig aussehen). War wie gesagt auch für mich eine ganz neue Erfahrung (man merkt schon das Tennis eher ein Sport für die Reichen und Schönen ist – was da so an wichtigen und hübschen Menschen rumgelaufen ist – Mama Mia ;-)) – wenn ich wieder mal die Gelegenheit habe werde ich sicher wieder zugreifen.

18 Oktober 2006

Trip nach Granada

Wieder einmal hatten sich eine Menge Leute für einen Wochenendtrip gefunden (man hat ja schließlich auch sonst nix zu tun ;-)) – diesmal sollte es in den Süden Spaniens nach Granada gehen – was wiederum eine Busfahrt von 5 h Länge bedeutete. Da es sich schon beim Trip nach Sevilla bewährt hatte, fuhren wir wieder über Nacht, um dann in aller Frühe in Granada gleich „loslegen“ zu können (und nicht zuletzt auch eine Übernachtung im Hostal zu sparen). Diesmal waren dabei: Susi, Dolce Vita, Andrea, Tanja und ihr Freund Werner, Constantin, ich (alle aus Deutschland), Bertrand, Thibaut, Romain, Arnaud (alle aus Frankreich), Anna (aus Polen) und Teresa (aus Spanien). Freitagnachts um 23.30 Uhr ging’s los, sodass wir (überpünktlich) kurz nach 4 in der Früh in Granada eintrafen. Die Busfahrt war mehr oder weniger angenehm (konnte diesmal trotz Reiseproviant – Kekse und Bier *g* - nicht wirklich schlafen). Außerdem gab’s noch einen kleinen Zwischenfall mit ein paar „Gras“-rauchenden Menschen im hinteren Teil des Busses – der Fahrer stoppte extra auf dem Randstreifen der Autobahn – aber letztendlich alles eher harmlos. Nach dem obligatorischen Kaffee im Busbahnhof beschlossen wir, gleich zur Hauptattraktion von Granada (und auch mehr oder weniger unserem Hauptziel) – Alhambra – zu gehen. Auf dem Weg dorthin hatten wir gleich unser nächstes Erlebnis im Zusammenhang mit Drogen – da kam doch echt ein völlig zugestoneter Typ (es war wie gesagt nachts um 5) an und behauptete, seine Freundin verloren zu haben, und ob wir nicht an ihrer Stelle etwas Hasch (wenn ich mich recht entsinne) mitnehmen könnten. Wir haben kurz überlegt (*haha*, nur Spaß) – und dann aber dankend abgelehnt.

Zurück zu unserem eigentlichen Ziel: Alhambra ist eine sehr alte und weltweit berühmte (immerhin UNESCO-Kulturerbe!) Festung, die den Königen der Mauren als Residenz diente. Nun muss man wissen, dass man auch an „normalen“ Wochenenden besser schon Eintrittskarten vorbestellt, da an jedem Tag nur eine gewisse Anzahl von Leuten reingelassen wird. Wir hatten zusätzlich das „Problem“, dass unserem auserkorenen Wochenende ein freier Donnerstag (Feiertag) vorausging, sodass viele Spanier die Chance zu einem verlängerten Wochenende nutzten. So war selbst 2 Wochen vorher für die für uns in Frage kommenden Tage Samstag oder Sonntagvormittag schon alles restlos ausgebucht. Nun blieb noch die kleine Restchance, ganz früh vorm Alhambra aufzuschlagen und ein paar der (angeblich nur 80) Tagestickets (für den Palast; für das Hauptgelände existiert wohl keine Beschränkung) zu ergattern. Wir machten uns also gleich nach dem Kaffee auf in Richtung Alhambra, doch als wir dort gegen 6 Uhr früh (nach einem beschwerlichen Anstieg *g*, weil Alhambra liegt auf einem Berg) im Dunkeln ankamen (der offzielle Kartenverkauf startete um 8), erwartete uns schon eine Riesenschlange von ebenso Verrückten. Hmm – was nun? Die anderen wollten sich mit dem Prinzip Hoffnung abgeben, dass wir schon irgendwie reinkommen und stellten sich hinten an (aber wenn das mit den 80 Tickets wirklich stimmen würde, wäre da keine Chance gewesen; es standen schon weit mehr als 200 Menschen vor uns, und jeder konnte rein theoretisch 5 Tickets erwerben). Also beschloss der freche Deutsche (Matthias G.), dem Glück etwas nachzuhelfen (ich hatte echt keinen Bock, hier nach vielleicht 3 Stunden Warten unverrichteter Dinge wieder abzuziehen und evtl. Sonntag noch mal das gleiche Spiel, dann vielleicht noch eher, zu versuchen). Also ging ich ziemlich zum Anfang der Schlange, stellte mich erstmal 5 m davon entfernt daneben und betrachtete interessiert den Eingang und die Begrüßungstafeln. Mit der Zeit näherte ich mich gaaaaanz unauffällig der Schlange immer weiter bis auf 1 m, und den Moment, als etwas Bewegung in die Menge kam, weil die Sicherheitsleute die inzwischen bestimmt 500 Menschen in geordnetere Bahnen lenken wollten, nutze ich um mich einfach zwischen die schon Wartenden zu stellen. Kurzer Rundum-Check – niemand sagte etwas – und schon war ich etwa an Position 25 der Schlange. Dort wartete ich noch für gut eine Stunde (inzwischen hatten sich noch Anja, Tanja und Andrea zu mir gesellt, weil ja jeder nur 5 Tickets kaufen konnte, wir aber 14 Tickets brauchten), und dann hatten wir unsere Eintrittskarten. Und ich muss sagen, es hat sich wirklich gelohnt. Zwar war ich an dem Tag selbst gar nicht so sicher, ob mir nicht das Alcazar in Sevilla besser gefallen hat, aber wenn ich mir jetzt die Bilder so anschaue, ist das Alhambra (mit den Bergen der Sierra Nevada im Hintergrund) schon einmalig gewesen. Und auch die Tageszeit (früher Vormittag) mit der aufgehenden Sonne war einfach nur perfekt J. Doch am besten schaut euch einfach die Bilder an – die sagen mehr als 1000 Worte.

Danach waren alle ziemlich fertig und wollten erstmal nur ins Hostal. Wir hatten zwei verschiedene Unterkünfte gebucht – Tanja und ihr Freund sowie Bertrand und Thibaut mussten dafür zurück in die Stadt – unsere Herberge war zum Glück nur ein paar hundert Meter von Alhambra entfernt. Wir mussten uns zudem noch was für Constantin einfallen lassen, der erst kurzfristig auf den Trip aufgesprungen war und für den wir keinen „offiziellen Schlafplatz mehr buchen konnten – aber wozu gibt’s denn Schlafsäcke – so musste er nicht mal was für die Nacht in unserem Zimmer bezahlen. Leider hatten wir diesmal nicht wirklich Glück mit unserer Belieb, diese glich mehr einer Baustelle (siehe Bilder); die Dusche der Mädels funktionierte erst nicht, es gab keinen Spiegel und und und… - für 15 € kann man schon mehr erwarten (mehr zum "Hostal des Grauens" *g* auf Susi's oder Dolce Vita's Seite). Wir konnten nicht mal sofort unser Zimmer, sondern mussten unten in der Lobby warten. Aber egal, letztendlich wollten wir ja nur ein Dach über dem Kopf – und letztlich ging es ja auch für eine Nacht. Wie dem auch sei, nach einer kurzen Erfrischung gings wieder zurück Richtung Stadtzentrum, denn inzwischen waren alle sehr hungrig. Die Mädels entschieden sich für irgend’ne Pizzeria, wir (Constantin, Arnaud, Teresa und ich) zogen good old McDonald’s vor. Dann machten wir einen Bummel durch die engen Gassen der Altstadt und setzten uns in ein Kaffee, wo Teresa, Konstantin und ich je nach Laune Kaffee oder Sangria bestellten. Schließlich erklommen wir einen weiteren kleinen Anstieg bis zu einer Aussichtsplattform vor der Nikolas-Kirche, von wo aus man wieder einen fantastischen Ausblick auf das gegenüberliegende Alhambra hatte. Auf unserem Weg zurück ins Zentrum kamen wir durch viele kleine Trödler-Straßen, wo allerhand Krimskrams, leckere Tees, Räucherstäbchen bis hin zu Shishas angeboten wurde. An der Kathedrale trafen wir uns mit den Leuten (Tanja + Freund sowie den beiden Franzosen), die bis dahin ein Nickerchen in ihrem Hostal gemacht hatten. Die Leute aus meinem Hostal wollten jetzt auch für 2 – 3 h kurz ausruhen, doch ich beschloss, mit den beiden Franzosen und einer Freundin von ihnen noch mal den Anstieg zur Aussichtsplattform in Angriff zu nehmen in Erwartung eines beeindruckenden Sonnenuntergangs. Leider kamen wir exakt 2 min. zu spät. Kurz bevor wir oben ankamen, brauste au einmal Applaus und Pfiffe der Begeisterung auf – der Moment in dem die Sonne unterging. Naja egal, wir haben trotzdem noch ein paar schöne Photos gemacht und uns dann eine nette Bar gesucht, wo wir das heimische Alhambra-Bier genossen – so ließ sich’s schon ganz gut aushalten :-)).

Schließlich trafen wir uns wieder „unten“ mit den anderen, um eine der berühmten Tapas-Bars von Granada aufzusuchen – wir waren inzwischen nämlich wieder äußerst hungrig. In Spanien ist es grundsätzlich überall möglich, kostenlos Tapas zu seinen Getränken zu erhalten, doch es gilt, je weiter man nach Süden kommt, desto reichhaltiger und (qualitativ) besser werden sie. Und so wurden wir dann auch tatsächlich ganz schnell fündig – wir landeten in einer Bar, wo Bier, Sangria oder Tinto de Verrano jeweils 1,50 € kosteten – und die Tapas (die man sich hier übrigens auf einer Karte aus ca. 20 verschiedenen Sachen aussuchen konnte), waren einfach ein Gedicht. Nach 5 Tapas (und entsprechend auch Getränken) konnte ich einfach nicht mehr – aber es war so gut, dass wir am nächsten Tag zum Mittag noch mal hierher zurück kehrten (wieder mussten 5 Sachen „dran glauben“. Da müssen sich die Madrider Tapas-Bars echt warm anziehen (allerdings gibt’s auch hier echte Geheimtipps). An dem Abend wollten wir eigentlich auch noch weggehen – aber das erwies sich schwieriger als gedacht. Zuerst ging ich mit Constantin, Teresa sowie einer Freundin von ihr mit Freund in einen kleinen Disco-Pub, doch hier roch es so erbärmlich nach Urin, dass ich beschloss, mich mit den Franzosen (Bertrand, Thibaut, Romain und Arnaud) zusammenzutun, die irgendwo ein Botellón abhielten. Nachdem ich bestimmt 45 min durch Granada geirrt war (immer wieder dieselbe Straße auf und ab – ich hatte halt blöderweise keine Karte dabei), trafen wir uns schließlich, doch irgendwie schien alles zu zu machen, sodass wir gegen halb 2 unverrichteter Dinge den Heimweg antreten mussten. Geschlafen hab ich wie ein Engel – ich wurde nicht mal durch den etwas erkälteten und angeblich schwer röchelnden ;-), neben mir schlafenden Romain wach.

Am nächsten Morgen gab’s erst ein (für Spanien typisches) spartanisches Frühstück bestehend aus einem Choco-Croissant und einem Kaffee (auf den wir ‚ne geschlagene halbe Stunde warten mussten, weil so ein 80jähriger Opa jede Tasse einzeln aufbrühte – und das dauerte…). Dann ging’s mit unseren Sachen im Gepäck durch’s Juden-Viertel, wo ich zu meiner Freude einen Mini-Parcours für ferngesteuerte Autos entdeckte (dort sollte um 12 ein großes Rennen steigen), und anschließend zur Kathedrale. Da die anderen noch irgendwo einen Kaffee trinken wollten, mich aber mehr das Auto-Rennen interessierte, machte ich mich allein zurück auf den 10minütigen Weg, und war begeistert wie ein kleiner Junge als die kleinen Kisten dort ihre Runden drehten. Eine knappe Stunde trafen wir uns wieder in schon besagter Tapas-Bar, um dort den Trip gemütlich ausklingen zu lassen. Nicht unerwähnt lassen möchte ich, dass wir auf unserem Fußmarsch zurück zur Busstation noch die Stierkampfarena passierten und bei McDonalds einkehrten, wo Susi, Dolce Vita, Arnaud und ich und das leckere Softeis für 60 ct. schmecken ließen (das ist für Arnaud und mich hier schon fast gute Tradition geworden, mind. 3, 4 mal in der Woche unseren Eis essen – ich will gar nicht wissen was das für Auswirkungen vielleicht mal hat – es schmeckt einfach nur lecker *g*)

12 Oktober 2006

Alles wird anders (2)

Die zweite große Veränderung betrifft meine Arbeit. Dienstag erfuhr ich vormittags zunächst, dass Emilio, dem mit ca. 40 Jahren ältesten Mitarbeiter unseres Büros, fristlos gekündigt wurde. Was genau vorgefallen ist, wurde mir nicht mitgeteilt – es seien interne Gründe gewesen. Sehr schade, denn auch wenn ich nicht viel mit Emilio zu tun hatte, hatte er doch immer ein freundliches Wort für mich übrig und sein Englisch war mit das Beste der Firma. Zusätzlich zu seiner Entlassung kam noch dazu, dass seine Mutter gestorben war – so sammelten wir noch am selben Tag von jedem ein paar Euro ein, um einen großen Blumenstrauß zu schicken. Doch damit nicht genug der schlechten Neuigkeiten. Noch am selben Tag, ca. 1 Stunde bevor ich gehen wollte, erklärte plötzlich Juán – einer der Leute, mit denen ich trotz seines sehr schlechten Englisch am meisten (auch privat) gesprochen hatte – dass er die Firma noch am selben Tag verlasse (es sei seine Entscheidung gewesen) und woanders anfange. Ich war (wie aber auch die meisten anderen) total perplex, da es wirklich aus heiterem Himmel kam – und dementsprechend gedrückt war die Stimmung des restlichen Tages. Ich hab keine Ahnung, ob ich wirklich alles erfahren habe oder vielleicht noch was anderes vorgefallen ist – aber irgendwie ist es schon komisch, schließlich „heult“ unser Chef immer rum, dass wir zu wenig Leute für die viele Arbeit seien und dass er jeden Mann braucht – und nun gingen (oder sind gegangen worden ;-)) gleich 2 Leute in so kurzer Zeit. Ansonsten ist aber alles in Butter auf Arbeit – die Aufgaben sind langsam herausfordernder und machen Spaß, und mit den Leuten komme ich nach wie vor gut klar. Highlight diese Woche war ein Mittagessen der gesamten Firma im „Museo del Jamon“, bei dem ich meine erste Paella hier in Spanien gegessen hab (da ist aber geschmacklich noch viel Platz nach oben für Verbesserungen ;-)). Danach gab’s noch einen Pacharán, einen typisch spanischen Verdauungslikör aus Schlehe und Anis. Der hat schon einige Umdrehungen (was aber die Spanier nicht davon abhält, so was in ihrer Mittagspause zu genießen *g*) - hab mich jedenfalls danach auf Arbeit ganz schön zusammenreißen müssen, dass ich auch noch die richtigen Buchstaben treffe ;-). Unsere gesamte Belegschaft war da, und mein Chef hat mich eingeladen, da er weiß dass mir sonst solche Mittagessen in Restaurants verkneifen würde. Die meisten regulären Mitarbeiter gehen nämlich täglich in irgendein anderes Restaurant, was zwar sicherlich sehr lecker ist, aber auch täglich mit mind. 10 € zu Buche schlägt (meine Firma liegt wie gesagt in einer sehr teuren Gegend). Die anderen Praktikanten sowie ich (und manchmal auch ein paar der Festangestellten) bleiben dann meist im Büro, wärmen sich Essen in der Mikrowelle auf oder verdrücken mitgebrachte Sandwiches in einem unserer Konferenzräume (Mittagszeit ist übrigens immer von 14 Uhr bis 15.30 Uhr *g*) – was auch meistens sehr nett ist. Wasser und Cola gibt’s übrigens immer „for free“ und so viel man will – man muss sich nur aus dem Kühlschrank unserer firmeneigenen Küche bedienen. Und Kaffee. Hätte nie gedacht, dass ich mal so viel Kaffee trinken würde (bestimmt 4 bis 5 große Gläser – ja keine Tassen – pro Tag; zwar halbe/halbe mit Milch gemischt – eben typisch spanischer „Café con leche“), aber er schmeckt und ehrlich gesagt brauch ich das auch meistens nach den nur paar Stunden Schlaf, die ich in der Woche meist nur kriege.

Alles wird anders (1)

Und das gleich in doppelter Hinsicht. Zum einen wohnungstechnisch. Ich hab mich nun nach langem Hin und Her und Abwägen der Vor- und Nachteile dazu durchgerungen, meine „Massen-Unterkunft“ zu verlassen und nach einer anderen WG zu suchen. Hauptärgernis der aktuellen Bleibe: die Vermieterin! Wir sind nur am Aufregen über diese Frau und ihr Verhalten. Wenn’s um ihr Geld geht, ist sie immer sofort zur Stelle und rückt notfalls auch persönlich an, doch unsere Belange gehen ihr auf deutsch gesagt am A**** vorbei. Beispiele gefällig? Seit meinem Einzug ist eine der 3 Duschkabinen beschädigt, was wir auch immer wieder bemängelt haben. Passiert ist bis heute nur wenig (es wurde notwendig mit Klebeband geklebt *haha*…). Selbiges gilt für eine Kühlschranktür. Oder dann haben wir mitbekommen, dass während unserer Abwesenheit (also während wir auf Arbeit oder in der Uni waren), anderen Interessenten unsere Zimmer gezeigt wurden (das ist das nächste Problem: Wir können unsere Zimmer nicht abschließen!). Und Höhepunkt war, dass ohne vorherige Absprache einfach von einigen Leuten die Sachen aus dem angestammten Zimmer „entfernt“ und auf den Flur gestellt wurden, und abends dann in ein anderes Zimmer in der WG „umgezogen“ werden musste. Ja es geht sogar soweit, dass Leute in eine komplett andere Wohnung umziehen mussten und müssen (unsere Vermieterin besitzt nämlich einige Apartments in Madrid). Wir haben null Rechte, und das kotzt mich echt an. Aber wir sollen uns schön an alles halten! So wurde vor 2 Wochen (1 Tag nachdem Martin aus unserer WG ausgezogen ist und seine geplante Abschiedsparty durch Gabriel, die ausführende Hand von Maria, kurzfristig gestoppt wurde) an jede(!) der 10 Zimmertüren eine Liste mit (willkürlichen) Regeln gehängt. So dürfen sich neben dem üblichen Kram wie keine Drogen, leise sein usw. z.B. nach 23 Uhr keine WG-fremden Personen mehr hier aufhalten oder ab 24 Uhr darf nicht mehr telefoniert werden! Was für ein Quatsch ist das denn? Und dieser Gabriel taucht hier nun öfters mal auf, um das Einhalten der Regeln zu kontrollieren. Schöne Sch*** (zum Glück bin ich meist eh nicht da). Dann gibt’s natürlich noch ein paar andere Dinge, die mich stören – die da wären: 1 kleine Küche (3 x 3 m Grundfläche, ohne (Kühl-)Schränke, Waschmaschinen und Herd gerechnet) für im Moment 18 Mann ist einfach zu klein. Abends bilden sich Schlangen am Herd, die Waschmaschinen sind ständig belegt und an den Tisch passen max. 3 Leute zum Essen (oder im Netz surfen). Da haben wir gleich das nächste Problem: Wir haben zwar WiFi in der Wohnung, doch nur in den Zimmern rund um die Küche. Bis zu meinem Zimmer reicht der Empfang nicht. So muss ich (und einige andere), um ins Internet zu kommen, meinen Laptop immer ins (mit 4 x 3 m ebenfalls sehr kleine) Wohnzimmer schleppen. Schließlich ist es natürlich auch nicht gerade ideal, dass man sich ein Zimmer mit jemand anderem teilen muss. Von null Privatsphäre mal abgesehen ist es gerade früh, wenn man aufsteht, immer extrem nervig, dass man den anderen durch Anschalten des Lichts aufweckt (oder halt aufgeweckt wird). Letzteres war für mich den ersten Monat eigentlich gar kein Problem, aber seit ich seit 2 Wochen einen neuen Mitbewohner hab (Emanuelle aus Italien), bin ich derjenige, der eher aufsteht – und mir ist es sehr unangenehm, dass er, obwohl ich superleise bin und auf alles aufpasse (was nebenbei gesagt supernervig ist), trotzdem immer aufwacht. Last but not least werde ich in dieser Wohnung, obwohl ich die Leute alle sehr mag (und ich auf jeden Fall in Kontakt bleiben will mit allen), mein Spanisch wohl nicht wirklich voranbringen, da wir uns wie gesagt meistens in Englisch (oder noch schlechter: Deutsch) unterhalten. Ich weiß zwar noch nicht, was mich diesbzgl in einer neuen WG erwartet, aber meine Hoffnung ist schon, vielleicht mit ein paar „echten“ Spaniern zusammen zu ziehen. Dazu heißt’s die nächsten Wochen fleißig Wohnungen raussuchen und besichtigen (also nicht wundern, wenn in den kommenden Wochen vielleicht nicht so viel Neues im Blog dazukommt, aber Wohnungssuche geht vor), aber ich bin ganz zuversichtlich, dass es klappt (hab schon von vielen positive Beispiele gehört). Leider war ich am Anfang so blöd gleich für die ganze Zeit (also bis Ende März 2007) den Mietvertrag hier zu unterschreiben, und jetzt will mir die gute Frau Vermieterin meine 150 € Kaution (mit denen wir als IAESTE-Studenten noch gut bedient sind – normalerweise wird eine komplette Monatsmiete fällig) wegen vorzeitigen Auszugs nicht zurückzahlen (obwohl ich hier halt 1 Monat vorher Bescheid gegeben hab und ich weiß, dass sie sich vor Einziehwilligen für die Wohnung kaum retten kann). Und meines Erachtens wird ’ne Kaution doch wohl eher im Falle einer Beschädigung bzw. Wertminderung der Wohnung einbehalten – was natürlich meinerseits nicht stattgefunden hat. Hab ’ne ziemlich lange Email an die Vermieterin geschrieben, in der ich auf Rückzahlung der Kaution bestanden hab – hab aber nur ’ne Email mit patzigen Antworten gekriegt. Hätte nicht übel Lust, die Polizei oder sonst jemand einzuschalten, aber letztendlich weiß ich nicht, wohin dass mit meinem dürftigen Spanisch führen wird; und so werd ich wohl auf meine Kaution verzichten müssen, anderen aber dafür von dieser Vermieterin wo es nur geht abraten.

Insomnia

Letztes Wochenende hab ich bzgl. schlafen gleich zwei „Rekorde“ auf einmal aufgestellt. Zum einen hatte ich in der Nacht von Freitag zu Samstag meinen längsten Schlaf am Stück hier in Madrid, und in der darauffolgenden Nacht zu Sonntag hab ich dafür dann gleich gar nicht geschlafen. Und das kam so:

Freitag abend hatte ich mich zuerst mit Teresa in einer Bar getroffen, um ein Bierchen zu trinken und ein bisschen Spanisch zu sprechen. Sie hilft mir mein Spanisch zu verbessern, und im Gegenzug werde ich ihr helfen ein wenig ihr Deutsch aufzupolieren (sie war nämlich mal für ein halbes Jahr in Dresden und kann deshalb schon ein bisschen Deutsch). War schon komisch, weil normalerweise sprechen wir halt immer Englisch, und nun hab ich mir fast einen abgebrochen um wenigstens ein paar Brocken Spanisch rauszubringen – aber ich hoffe das wird alles noch besser mit der Zeit. Nach diesen 2 recht netten Stunden ging’s zurück in meine WG, um ein paar Leute für das Abendprogramm aufzusammeln. Wir hatten die Wahl zwischen einer Erasmus-Party und dem "Cats"-Hostal, wo ein „Konzert“ stattfinden sollte. Wir entschieden uns für letzteres. Es stellte sich heraus, dass dort im Keller (wo ich schon mal an meinem 2. Abend in Madrid war) eine Art Alleinunterhalter auf seiner Gitarre auf Zuruf bekannte Songs aus Rock und Pop (das Spektrum reichte von Bob Dylan bis Michael Jackson *g*) spielte. Waren ’ne Menge Leute (viele Studenten und Sprachschüler) da, Bier war für madrilenische Verhältnisse günstig (1 l für 3,50 €) und der Typ war auch ganz gut. Trotzdem war halb 2 Schluss, und wir mussten uns nach was anderem umsehen. Schließlich beschlossen wir, Richtung Sol zu ziehen (wo’s sowieso immer hingeht wenn man keinen Plan hat), wo wir schließlich noch für ‚ne gute Stunde in ’ner Discobar waren, bevor auch dort das Licht anging. sich die meisten unserer 15 Mann starker Truppe auf den Heimweg machten und ich nicht noch einen zweistelligen Betrag für eine Disco berappen wollte (ganz zu schweigen davon dass ich sowieso von der vorangegangenen Woche ziemlich geschafft war), entschied ich mich auch für die Variante „Bett“. Wie schon in der Einleitung angedeutet, wurde daraus ein regelrechter Schlafmarathon. Ich schlief von 4 Uhr nachts (bzw. morgens *g*) bis 17 Uhr durch. Eigentlich wollte ich Samstag vormittag noch zur Bank Geld abholen (musste mir ja für das Gehalt von der Firma extra ein spanisches Konto bei der Banco Santander eröffnen; Problem ist nur, dass die Banken hier in der Woche immer nur von 8.30 Uhr bis 14 Uhr aufhaben – was für’n Sch***!!!) – aber das konnte ich dann vergessen und so musste ich mich dann für den Rest des Wochenendes durchschlauchen bzw. –pumpen.

Für Samstag abend war eigentlich ’ne richtige lange Partynacht geplant, für die ich nun ja auch mit ausreichend Schlaf gerüstet war. Krönender Abschluss sollte das Formel1-Rennen in Japan Sonntag früh um 7 sein – zumindest hofften Thibaud (einer meiner französischen Mitbewohner) und ich das nach dem grandiosen Rennen in China eine Woche zuvor. Leider kam bekanntlich alles ganz anders – aber der Reihe nach. Geplant war für das Partyprogramm eigentlich, die Gegend rund ums Santiago Bernabeu Stadium unsicher zu machen. Hier ist üblicherweise der Teufel los - eine Woche zuvor waren Teresa, Gianluca und ich bei der Suche nach einem Parkplatz grandios gescheitert (siehe der Stierkampf-Post). Diesmal kamen wir leider gar nicht so weit, weil wir (ca. 10 Mann aus unserer WG, Constantin – der Freund von Kathleen aus Dresden - sowie 5 Freunde von Teresa) zunächst übelst lange im Museo del Jamon gleich neben unserer Behausung „hängen blieben“ und einen Drink nach dem anderen leerten. Als sie uns schließlich halb 2 „rausschmissen“ und auch genau ab dieser Zeit keine Metros mehr fahren, blieb uns nur noch der vertraute Gang Richtung Sol *g*. Dort gingen wir dann wieder in eine Discobar namens „Black Jack“, und hatten auch ’ne Menge Spaß, bis halb 4 wieder das Licht anging. Was nun? Schließlich waren es noch gut 3 Stunden Zeit bis zum Rennen. Schließlich machten sich Constantin, Teresa und ich (wir waren der „traurige“ Rest ;-) unserer ehemals ca. 15 Mann starken Truppe) doch auf Richtung unserer WG in der Hoffnung, noch etwas Trinkbares zu finden. Als wir dort ankamen, fanden wir zu unserer Überraschung noch Guillaume (F) und Peter (B) auf unseren Couches liegend und diskutierend. Also öffneten wir noch den letzten Sangria und gesellten uns dazu. So brachten wir die Zeit bis um 6 rum – die anderen gingen schlafen und ich brachte noch schnell Teresa zur Busstation (Moncloa), da sie ja in Majadahonda (ca. 30 min mit Bus von Madrid entfernt) wohnt. Als ich zurückkam, waren es noch 10 min. bis zum Rennen, und Thibaud natürlich *g* auch schon wach (später gesellten sich noch Emanuelle und Gianluca aus Italien hinzu). Er ist, trotzdem er ist aus Frankreich kommt, mindestens ein genauso großer Schumacher Fan wie ich – und so waren wir voller Vorfreude auf das Rennen angesichts der glänzenden Ausgangsposition mit Startplatz 2 für Schumi, Pole für seinen Teamkollegen Massa und Alonso nur auf 5. Doch was folgte, war mit einer der schwärzesten Stunden, die Schumi (und wir als Fans) je erlebten. Fassungslos mussten wir mit ansehen, wie unser Held 19 Runden vor Schluss souverän in Führung liegend mit einem Motorschaden ausfiel, und Alonso von Platz 5 auf Platz 1 vorfuhr und sich schließlich sogar den Sieg holte, nachdem auch Massa zwischenzeitlich Probleme hatte. Mit nun 10 Punkten Vorsprung und nur noch 1 ausstehenden Rennen in Brasilien ist Alonso der Titel nur noch theoretisch zu nehmen – aber die Hoffnung stirbt zuletzt :-).

Sonntag früh ging’s gleich weiter auf den berühmten Rastro-Markt, wo ich mich mit Anja und Tanja durch Unmengen von Menschen „wühlen“ musste. Aber ist schon echt nett dort – ich mag ja allgemein einfach mal über Märkte zu schlendern – und gerade hier gibt’s echt ein reichhaltiges Angebot sowohl an Souvenirs als auch an wirklichen Bedarfsartikeln, und das Ganze zu echt moderaten Preisen. Werd hier auf jeden Fall noch mal vorbeischauen und sicherlich auch einiges einkaufen (diesmal war ich wie gesagt etwas knapp bei Kasse). Nach 2 Stunden Siesta mit Annette am „Don Quijote“-Denkmal am Plaza de Espana (wo ich auch meine Spanisch-Hausaufgaben für Montag machte), sollte es wieder mal in den Parque del Retiro zu den Trommlern gehen. Zunächst hatte ich noch eine Schrecksekunde zu überstehen – konnte ich doch zu Hause mein Portemonnaie nicht finden. Nach 15 min Suchen (ich kann euch sagen: ich hab ganz schön geschwitzt) fand sich schließlich das gute Stück ein (es lag unter meinem Laptop) – und ich war echt froh, dass ich um den ganzen Stress mit zur Polizei gehen und Dokumente neu beantragen herumkam). Der Retiro war übervoll mit Menschen, dazu perfektes Wochenendrelaxwetter – und ich fand’s wieder mal herrlich dort. Es war fast die komplette WG dort, dazu noch Constantin, Tanja, Jessica und noch ein paar andere Leute. Zunächst setzte ich mich zu Thomas, Tanja uns Peter, die in einem Café nahe dem „Tanzplatz“ genüsslich einen Sangria schlüften (für mich der beste von Madrid). Dann spielten wir ein bisschen Volleyball – die Franzosen hatten ’nen Ball mit. Aber irgendwie waren die anderen dann nicht mehr in der Stimmung für Tanzen unter den rhythmischen Klängen der Trommler – schade eigentlich, denn ich denke der Abend war wie gemacht dafür. So fuhr ich dann schließlich auch nach Hause – doch dort angekommen, erwarteten mich neben (wieder mal) ein paar neuen Mitbewohnern auch andere Leute (Claudio aus Italien, der kürzlich mal für ’ne Woche hier gewohnt hat und seine neue Mitbewohnerin, Anne aus Frankreich), die unbedingt noch ins El Tirge wollten. Und da ich auch noch ein bisschen hungrig war, machte ich mich mit ihnen, Peter, Roman (F), Karel (CZ) und Sebastian (ein Neuer aus Deutschland) auf in meine Lieblings-Tapas-Bar – und ich hab’s wie immer nicht bereut. Hab mich sehr nett mit Anne unterhalten – sie studiert Schauspielerei (in Chicago) und ist grad hier, um ihr Spanisch zu verbessern. Find’s echt krass, dass sie neben Französisch auch perfektes akzentfreies Englisch und auch Spanisch spricht – gerade für Franzosen nicht gerade alltäglich. Und was haben wir geschlemmt: Als wir gingen, standen immer noch 8(!) volle Teller mit Tapas auf dem Tisch (gibt’s halt wie gesagt mit jedem Bier oder anderem Getränk) gratis dazu – wir konnten einfach nicht mehr essen! Und dann gab's noch die nette Episode, dass Roman "genötigt" wurde, eine Rose von so 'nem Rosenverkäufer zu kaufen, weil er zufällig grad neben Anne saß, der typ ihn führen Freund hielt und Roman sich nicht energisch genug wehrte *g*. Kurz nach 122 ging's dann aber heim - und ich kann euch sagen, dass ich mich selten so auf mein Bettchen gefreut hab, ist halt doch ganz schön anstrengend so ganz ohne Schlaf.

06 Oktober 2006

Mein Leben und ich

An dieser Stelle soll mal ein Post folgen, der nicht irgendeinen speziellen Tag oder Ereignis beschreibt, sondern ganz allgemein mein tägliches „stinknormales“ Leben hier in Madrid. Hab mich inzwischen ganz gut eingelebt. Früh zwischen halb und um 8 (je nachdem wie lange der vorherige Abend ging und wie oft ich wieder einnicke) raff ich mich irgendwie auf, geh schnell duschen und bereite mir noch irgendwas für’s Mittagessen vor (z.B. Sandwiches). Dann geht’s ab in die Metro (meist eingequetscht wie ’ne Sardine, aber trotzdem macht mir Metro fahren irgendwie Spaß), und gegen 9 bin ich dann auf meiner Arbeit. Dort wird dann 9 ½ h (inkl. 1 ½ Stunde) mehr oder weniger hart gearbeitet, bevor es halb 7 abends wieder per Metro in die WG geht. Montag und Dienstag sind Ausnahmen, da hau ich nämlich schon um 17 Uhr ab in Richtung „Casa Encendida“, wo ich an diesen beiden Tagen an jeweils 1 ½ Stunden Spanisch-Sprachunterricht (selbst organisiert) teilnehme. Das Ganze für einmalig 15 € Anmeldegebühr (plus ein Lehrbuch, was mich 21 € im Buchhandel gekostet hat), und setzt vom Niveau her genau dort an, wo ich nach 3 Monaten Anfänger-Kurs in Dresden aufgehört hatte. Mit anderen Worten: Perfekt! Geh dort zusammen mit Anja (wohnt in meiner WG) und Florian (wohnte mal in meiner WG) hin – ansonsten sind dort alle Altersgruppen (von 18 bis 60) und Nationalitäten (Polen, Bulgarien, Tschechien, USA, Brasilien, und Deutsch natürlich ;-)) vertreten. Unser Lehrer José Luis ist supernett und wiederholt auch Sachen mal, wenn Leute wie ich einige Vokabeln noch nicht kennen bzw. zu schnell gesprochen wurde. Ich denke mit Hilfe dieses Sprachkurses wird mein Aufenthalt sprachtechnisch vielleicht doch noch ein Erfolg…
Wenn ich dann gegen 7 (manchmal auch etwas später) nach Hause komme, stehen entweder Einkäufe, neuerdings wieder etwas Laufen im nahe gelegenen Parque del Oueste (obwohl das Terrain sch*** ist – zuviel bergauf und –ab) oder ganz einfach Abendbrot an. Irgendjemand zum Quatschen ist immer da, und meistens ein ganzer Haufen ;-). Dann werden kurz die Neuigkeiten des Tages ausgetauscht, und das Abendprogramm festgelegt. Die ersten 3 Wochen waren besonders krass – da hatte ich echt meist gerade so ein bisschen Zeit etwas zu essen bevor es dann auch schon wieder los irgendwo hin ging (und das, nachdem ich die 6 Wochen vor Madrid mein soziales Leben aufgrund Belegarbeit und Prüfungsvorbereitung fast komplett eingestellt hatte ;-) – war aber eine echt willkommene und dringend notwendige Umstellung :-)). Inzwischen hat sich’s etwas normalisiert – und es geht „nur“ noch ;-) 4 bis 5 mal die Woche abends weg. Beliebte „Pilgerstätten“ an „normalen“ Tagen sind schon erwähnte (Tapas-)Bars „Museo del Jamon“ oder „El Tigre“ („Benis Bar“ ist ja leider aus bekanntem traurigem Anlass geschlossen worden), Kino (haben z.B. „Break up“ oder „World Trade Center“ jeweils in Originalsprache (Englisch) mit spanischen Untertiteln gesehen – würd jetzt gern noch „Deutschland - Ein Sommermärchen“ sehen; aber keine Ahnung ob das hier in Madrid irgendwo kommt) oder irgendwelche Sportbars, wo wir schön die Chamipons League- oder Nationalmannschafts-Spiele (sogar Deutschland!) gucken können. Ab und zu geht’s natürlich auch mal tanzen in - so hat sich hier z.B. schon donnerstags das „Palacio“ als unsere „Stammdisse“ eingebürgert, da ist „internationaler Studentenabend“ (alle rennen mit ’nem Schildchen rum, wo ihr Heimatland drauf steht – bei mir also Australien *g*) und bis 11.30 pm (mit entsprechendem Gutschein) freier Eintritt. Allerdings sind die Getränkepreise für Normalsterbliche (von denen es hier anscheinend nicht so viele gibt ;-)) nicht wirklich erschwinglich. Das heißt dann also immer vorher zu Hause vorglühen. A propos: Muss aufpassen, dass ich hier nicht zum Alkoholiker mutiere ;-): Aber was hier so gut wie täglich an Bier die Kehle runter fließt, trink ich in Deutschland höchstens ein- oder zweimal die Woche, wenn’s auf Party geht. Aber das Bier schmeckt her aber auch erstaunlich gut und ist mit 1 € pro Liter eigentlich auch ganz erschwinglich. Komischerweise ist es den Geschäften in Spanien gesetzlich verboten, nach 22 Uhr Alkohol zu verkaufen (was auch so befolgt wird). Aber zum Glück gibt’s ja die Chinesen, die in ihren Shops oder einfach auf der Straße den guten Gerstensaft auch noch später verkaufen. Nur für alle Fälle *g*…

04 Oktober 2006

Stierkampf in Las Ventas

Vergangenes Wochenende blieb ich in Madrid, da zum einen eine kleine Abschiedsparty von und für Martin geplant war, für den Freitagabend der (vorerst) letzte in Spanien war - und zum anderen sollte es Sonntag dann auch mal zum Stierkampf gehen. Die Party war ursprünglich in unserer WG geplant – doch ausgerechnet an besagtem Abend tauchte so ein Handlanger unserer Vermieterin auf, der prompt alle Partyabsichten im Keim erstickte. Das bedeutete für unsere bis dahin ca. 25 Mann starke Truppe „Umzug“ auf einen kleinen Platz nahe Tribunal, wo dann (verbotenerweise *g*) öffentlich dem Alkohol gefrönt wurde. Dies war wohl auch Hauptursache dafür, dass wir mit der Zeit den anfangs noch unüberriechbaren Urinduft (wo gehobelt wird fallen halt auch Späne) irgendwann nicht mehr wahrnahmen ;). War zwar nicht die perfekte Party aber anscheinend trotzdem ganz gut – zumindest hatte ich soviel getrunken dass ich mal wieder einen meiner „berüchtigten“ Blackouts verzeichnen konnte und somit die letzten Stunden unserer kleinen Sause nicht mehr rekonstruieren kann. Aber bis jetzt is ja immer noch alles jut gejange ;). Samstag hab ich dann ziemlich durchgehangen, und der geplante Besuch einiger Bars und Clubs mit Teresa und Gianluca in der Gegend rund ums Bernabeu Stadion viel leider auch ins Wasser. Da wir mit Auto waren und nach sage und schreibe 20 min. Suche immer noch keinen Parkplatz gefunden hatten (die Leute parkten zum Teil andere Leute in 2. Reihe zu), gaben wir schließlich auf und suchten etwas in der Umgebung unsrer Wohnung, wo wir schließlich auch in einer netten Cocktail-Bar mit lauter (spanischer) Musik fündig wurden. Der Mojito war köstlich, und auch sonst war es ein netter Abend, der nach 4 Stunden Schlaf am darauffolgenden Tag noch durch Schumis grandiosen Sieg in China gekrönt werden sollte. Ich war extra mit einem Franzosen (Thibaud, ebenfalls Riesen-Schumi-Fan) früh um 8 aufgestanden, und habe es natürlich nicht bereut (was war das für ein geiles Rennen!). Nach ein paar Stunden Schlaf sollte dann das Highlight dieses Wochenendes – ein Besuch eines echten spanischen Corrida – folgen.Ich habe selbst mit mir vorher lange gerungen, ob ich mir das überhaupt anschauen möchte – gerade weil ich halt schon viele schauerliche Beschreibungen darüber gehört habe und ich diese Art des Spektakels (immerhin werden da 6 Stiere pro „Event“ auf mehr oder weniger appetitliche Weise getötet) doch ehe für grenzwertig halte. Schließlich „beruhigte“ ich mich mit dem Gedanken, dass durch mein Fernbleiben diese Tiere auch nicht weiterleben würden, und dass man, wenn man schon mal in Spanien ist, diese urspanische Tradition mal miterlebt haben sollte. So fuhren dann also 3 Franzosen (Thibaut, Guillaume und Romain), Tanja und ich gemeinsam per Metro zur berühmten und traditionsreichen Stierkampfanlage Las Ventas. Wir wollten nicht allzu viel investieren (schon in der Annahme, vielleicht nicht bis zum letzten Stier zu bleiben und der Auskunft vo Freunden, dass die billigsten Tickets bei 5 € starten sollten). Und wir hatten Glück: Beginnend beim ersten Kassenhäuschen, wo eine Karte noch 43 € kosten sollte, fiel der Preis mit jeder weiteren Verkaufsstelle um ca. 5 €, wo nur noch 20 € pro Karte verlangt wurden (natürlich bedeutete dies gleichzeitig dass die Plätze immer weiter oben waren). Das war uns aber immer noch zu teuer und wir überlegten schon, nächste Woche (mit Reservierung für billige Plätze) wiederzukommen – als uns ein Mann noch mal an ein schon zuvor besuchtes Kassenhäuschen lockte. Und diesmal sollte die Karte nur noch 3,50 € kosten, und da schlugen wir natürlich glatt zu. Unsere Plätze waren wirklich top – längst nicht so hoch wie erwartet und auch nicht in der Sonne, wie die billigsten Plätze normalerweise zu sein pflegen. Wir saßen genau gegenüber dem Tunnel, wodurch die Stiere dann schließlich auf den Platz kamen – besser geht’s eigentlich nicht. Die Stierkampfarena war auch sehr gut gefüllt (trotz gleichzeitigen Lokalderbys von Real gegen Athletico Madrid), sodass es an Stimmung nicht mangeln sollte.

Zu den eigentlichen Kämpfen will ich mal meine nüchterne Sicht (ohne irgendwelche netten Ausschmückungen) der in meinen Augen doch recht makabren Angelegenheit schildern (also zartbesaitete Gemüter sollten diesen Absatz am besten überspringen; genauso würd ich denen empfehlen, euch nicht die entsprechenden Videos anzuschauen). Jeder Kampf läuft nach dem gleichen Muster in mehreren Phasen ab – detailliertere Informationen gibt´s hier. Kurze Zusammenfassung: Nachdem der Stier die Arena betreten hat (was übrigens ein imposanter Anblick ist - schließlich wiegt jeder weit über eine halbe Tonne), wird er zunächst müde gemacht, indem er immer wieder von anderen „Helfern“ gelockt wird. Auf die stürzt er sich dann, jedoch können sich diese, wenn es brenzlig wird, hinter Wände zurückziehen. Dann kommen zwei Reiter auf gepanzerten Pferden (denen die Augen verbunden sind) in die Arena, und sobald der Stier sich darauf stürzt und sich mit seinen Hörnern im Panzer vergräbt, wird eine Lanze hinter seinem Kopf (die Stelle wird schon vor dem Kampf durch ein angebrachtes Bändchen markiert) eingebohrt, damit der Stier später den Kopf gesenkt hält. Dann kommen die Pikadore, die je 3 mal 2 Spieße in den Nacken des Stieres spießen, nachdem dieser auf sie zugerannt kommt (das ist schon eine sehr wagemutige Angelegenheit). Der Stier ist nach all diesen Malträtierungen schon ziemlich mitgenommen, sprich blutet oft schon sehr stark aus dem Nacken und atmet sehr tief. Doch nur so ist es für den Torrero möglich, seine ganzen Figuren mit dem Stier einigermaßen ungefährdet durchzuführen. Nun läuft der Stier also immer wieder auf den Torrero - oder besser gesagt auf das von ihm bewegte Tuch (welches übrigens keinesfalls rot sein muss, da der Stier nur auf die Bewegung reagiert; das ehemals weiße Tuch wurde eher aus ästhetischen Grunden durch das rote Tuch ersetzt, weil es halt schon meist eine ganz schöne Sauerei ist, sprich viel Blut fließt). Der letzte Akt ist dann das Töten des Stieres, welches möglichst durch das gezielte Versenken eines Dolches hinter dem Kopf des anstürmenden Stieres durch den Torrero erfolgt. Dieser ist jedoch nicht sofort tot, sondern es dauert noch ca. (bestenfalls) 30 Sekunden, wo er von mehreren Leuten eingekreist wird, bis er schließlich zusammensackt. Manchmal ist auch nochmal ein zweiter Dolch vonnöten (ein Torrero konnte gar nicht und brauchte sage und schreibe 4 Versuche bis der Dolch endlich im Stier stecken blieb und endlich nicht daneben ging). Zu guter letzt wird der meist immer noch zuckende Stier mittels mehreren Messerstichen in den Kopf endgültig getötet – eine für mich wirklich eklige Angelegenheit, bei der ich froh war, dass wir nicht ganz nah dran saßen. Schließlich kommen 3 Pferde rein und schleifen den toten Stier aus der Arena. Ein paar Mädels neben uns konnten ihre Tränen angesichts dieser Szenen nicht zurückhalten (allerdings sollte man dann vielleicht wirklich besser gar nicht erst zu sowas hingehen), und sie verließen die Arena dann auch nach dem ersten Stier. Ich hab auch überlegt, nach 3 Stieren zu gehen – aber letztendlich haben wir uns das Ganze dann doch bis zum letzten Stier angeguckt. Leider habe ich trotzdem nicht wirklich mitbekommen, was nun genau die Kriterien für einen guten Kampf (bzw. Stier und Torrero) sind – obwohl die Reaktionen der Zuschauer von Jubelstürmen über rhythmisches Klatschen bis hin zu Buhrufen und Aufforderung zum Austauschen der Stiere und des Torreos reichte. Ein Stier war (angeblich) so schlecht (ich hab wie gesagt keinen Unterschied gesehen), dass er (nach dem Anpieksen in den Nacken) nach Aufforderung durch die Zuschauer verschont wurde (später ist er natürlich trotzdem draußen umgebracht worden). Dazu wurden eine Herde Kühe in die Manege geschickt, die sich in die Mitte der Arena begaben und dann langsam auf den Stier zugingen – und wie von Geisterhand gezogen ging der Stier tatsächlich wieder zurück in den Ausgang (verblüffend, hab bis jetzt nicht kapiert wie das funktionierte).

Nicht dass hier ein falscher Eindruck aufkommt: Ich will das Ganze, was ja wie gesagt schon jahrhunderte lange Tradition in Spanien ist, nicht verurteilen. Wer seinen Spaß daran hat, kann gerne hingehen. Aber für mich ist das keine Form von Unterhaltung, sondern mehr oder weniger ein öffentliches Abschlachten der Tiere (so nett es auch verpackt sein mag als „Kunst“ oder Sport). Aber in Spanien scheint man zu diesem Thema eh 'ne andere Einstellung zu haben: Da kam doch neulich in den Abendnachrichten (gegen 20 Uhr) ein Bericht über Israel und wie die Leute sich dort bekämpfen. Dazu Videoaufnahmen der kämpfenden Parteien - wie mit Gewehren auf andere geschossen und sich dann wieder hinter irgendwelchen Mauern versteckt wird (soweit wie in Deutschland). Aber plötzlich eine Szene, die mich echt geschockt hat: Ohne irgendwelche Zensur wurde gezeigt, wie einer dieser Schützen selbst von einer Kugel mitten in seinen Körper getroffen wird und wie er auf der Stelle tot zusammensackt - sowas hab ich in Deutschland noch nie in den Nachrichten gesehen (und da bin ich eigentlich auch ganz froh drüber)... Zurück zum Stierkampf: Man sieht, wie der Stier um sein Leben kämpft, doch sein Schicksal (sprich Tod) ist halt von Anfang an besiegelt. Die Stiere würden normalerweise auch bevorzugen, nicht zu kämpfen und eher den Torreros aus dem Weg gehen. Man sieht das gerade am Anfang, wenn die Stiere in die Arena kommen – dann blicken sie sich verzweifelt nach einem Ausgang um, bis sie schließlich so gereizt werden, dass sie schließlich auf die Leute in der Arena losgehen. Immerhin haben sie bis zu ihrem (in meinen Augen qualvollen Tod) ein gutes Leben gehabt – normale Kampfstiere sind ca. 4 Jahre draußen auf der Weide (im Gegensatz zu ihren in Massentierhaltung gehaltenen und in Ställen eingepferchten Artgenossen, die zum Verzehr bestimmt sind), und bekommen das beste Futter was man sich vorstellen kann. Nun möge jeder selbst entscheiden was er für das „bessere“ Leben hält. Meine Entscheidung, zum Stierkampf zu gehen, bereue ich nicht – aber noch mal muss ich das auch nicht haben.