19 Dezember 2006

¡Feliz Navidad!

Hier noch schnell eine kurze Zusammenfassung der erwähnenswerten Ereignisse der letzten Woche(n):

Auf Arbeit war in letzter Zeit eine Menge zu tun; das Projekt, an dem ich zur Zeit mitarbeite, soll möglichst noch in diesem Jahr abgeschlossen werden. Das wird sich aber wohl noch bis ins nächste Jahr reinziehen…
Vergangenen Freitagabend war ich in einer Tapas-Bar ganz in der Nähe meiner Wohnung bei der Geburtstagsfeier von Jorge - einer meiner Kollegen und Freunde von Arbeit. Da waren ’ne ganze Menge Leute da und Freibier gab’s auch – beste Stimmung war also garantiert.
Den Tag darauf, also Samstagabend fand eine kleine Weihnachtsfeier in meiner Ex-WG in Gran Vía statt, was gleichzeitig auch eine kleinen Abschiedsparty etlicher Leute dort war, da sie nach Weihnachten nicht mehr zurückkommen werden. Die Tür aus einem Zimmer wurde mal wieder ausgehangen und als Essens-Tafel „missbraucht“. Nett war, dass einige Leute etwas Typisches aus ihrem jeweiligen Land gekocht hatten – wir haben alles mal durchprobiert. So gab’s z.B. aus Polen Tortellini in Rote-Beete-Suppe und Kartoffelpuffer (süß und herzhaft), aus Deutschland Käsespätzle und aus Frankreich Crêpes. Alles sehr lecker. Dazu gab’s hausgemachten Glühwein aus Rotwein, Glühfix und reingeschnippelten Früchten und Plätzchen, die Annette noch am Nachmittag in meiner Wohnung gebacken hatte, da ich hier einen Herd habe. Zwischenzeitlich verlagerte sich die Party in Bertrands Zimmer, wo eben Bertrand und Baptiste ein paar Songs auf ihrer Gitarre schrammelten. Um 2 gingen wir dann schließlich noch weg - ein Teil ins Kapital (wo ich ja schon mal war und was ich mir nicht unbedingt noch mal antun muss *g*) und der Rest nach Malasaña in eine Rockkneipe.
Am darauf folgenden Sonntagmittag musste ich mich ganz schön aufraffen, um trotz Müdigkeit aufzustehen und noch mal dem Rastro-Markt einen Besuch abzustatten. Hier kaufte ich Souvenirs sowie andere Geschenke ein, da ich das alles jetzt schon mit nach Deutschland nehmen wollte, weil am Ende meines Madrid-Aufenthalts wird’s bestimmt wieder knapp mit dem Gepäcklimit von 20 kg.
Und Montag schließlich haben ich noch eine kleine „Burger night“ bei mir in der Wohnung veranstaltet, wo wir selbst Hamburger zubereiteten und verspeisten. Neben meinem Mitbewohner Juán (Jesús konnte leider nicht) waren noch Anja, Kuba (ein polnisches Pärchen, die die Nachmieter meines Zimmers in Gran Vía sind) und Arnaud dabei. Ich hatte mich ein klein wenig bei den Hamburger-Patties verspekuliert. Eigentlich wollte ich die nämlich tiefgefroren (wie in Deutschland üblich) kaufen, doch das gibt’s hier nicht. Also kaufte ich frisches Hackfleisch (was erst vor meinen Augen frisch durch den Fleischwolf gedreht wurde) und staunte nicht schlecht, als ich für 1200 Gramm 10 € bezahlen musste. Dafür waren die Burger aber dann auch besonders lecker – und der Abend ein voller Erfolg.

Nun geht es also für eine Woche zurück nach Deutschland, genauer gesagt nach Cottbus, wo traditionell Weihnachten ganz in Familie gefeiert wird. Natürlich hoffe ich auch, viele Freunde mal wieder zu sehen. Am Abend des 29. Dezember werde ich dann aber wieder hier in Madrid sein, schließlich will ich Silvester auf jeden Fall hier feiern. In diesem Sinne: Frohe Weihnachten!

11 Dezember 2006

Bilbao + San Sebastián

Nach dreistündiger Busfahrt kam ich dann am Donnerstagabend auf meiner letzten Station meiner Mini-Rundreise durch Spanien an – und zwar in Bilbao im schönen Baskenland. Ich war gespannt, ob man auch im öffentlichen Leben etwas vom schon seit Jahrzehnten andauernden Bestreben nach Unabhängigkeit des Baskenlandes und dem damit in Zusammenhang stehenden „Freiheitskampf“ der spanischen Untergrund-Organisation ETA merken würde. Doch nichts, rein gar nichts – die Menschen hier sind genauso freundlich wie überall sonst in Spanien auch (wenn auch etwas zurückhaltender und nicht ganz so offen, sie bleiben lieber „unter sich“). Auch dass man nun einen besonderen Patriotismus hier vorfinden würde, kann ich (mit meinem oberflächlichen Blick) nicht bestätigen – das öffentliche Bild wird nicht mal durch eine Auszeichnung der Schilder oder Geschäfte in einer anderen Sprache (wie z.B. in Katalonien per Gesetz verordnet) „gestört“; obgleich Baskisch bzw. „Euskara“ – welches insofern äußerst interessant ist, als dass es mit keiner anderen Sprache verwandt ist - existiert und auch gesprochen wird.

Genug der Vorrede – nachdem ich also aus dem Bus ausgestiegen war, fuhr ich mit der Metro gut 15 Minuten zu einer mit meinem nächsten (wieder über Couchsurfing gefundenen) Host vereinbarten Station, wo er dann auch schon auf mich wartete. Und wieder hatte ich einen echten Volltreffer gelandet. Mein nächster Host war Gary, ein Engländer aus der Nähe von Norwich, der jetzt seit einem Jahr in Bilbao lebt. Er arbeitet dort als Englisch-Lehrer und nutzt die Gelegenheit, um sein Spanisch aufzupolieren. Dabei kommt ihm zugute, dass er sich mit 2 Argentiniern und 1 Spanierin (alle ungefähr mein Alter) eine Wohnung teilt - und was für eine! Erstmal ist die Bude riesig mit einer herrlich großen Küche und einem noch größeren Wohnzimmer (zusätzlich hat jeder Mitbewohner natürlich sein eigenes Zimmer), zudem kommt noch ein Dachgeschoss. Und dann der Ausblick – wenn man aus dem Wohnzimmer-Fenster guckt, kann man auf einen kleinen Hafen, Strand und natürlich den Ozean schauen – Wahnsinn! Das ganze kostet ihn grad mal die Hälfte von dem, was ich hier in Madrid bezahle… Unumstrittener König der WG ist aber „Mono“ (zu deutsch: Affe *haha*), ein kleiner, knapp 1-jähriger Hund, der die ganze WG auf Trab hält. Der hat mich dann auch oft früh (also so gegen 10) erstmal abgeschlabbert, weil ich im Wohnzimmer, wo ich auf einer (1,60 x 2 m) großen Matratze geschlafen hab, natürlich leichte „Beute“ für ihn war :-). Gary ist übrigens Vegetarier, aber nicht aus Überzeugung weil ihm die Tiere so leid tun, sondern es ist mehr oder weniger eine Marotte geworden; inzwischen hat er gemerkt, dass er auch ganz gut (oder sogar besser) ohne Fleisch auskommen kann. Dafür macht er sich aber jeden Tag die Mühe, ausgiebig und mit den erlesensten Zutaten zu kochen. Die 3 Tage konnte ich mich von seinen Kochkünsten überzeugen; wir haben eigentlich immer früh (auch da gab’s oft schon was Warmes, und immer frisch gepressten Orangensaft) und abends zusammen gegessen.

Am ersten „richtigen“ Tag in Bilbao, also am Freitag, hatte Gary frei, und machte von sich aus den Vorschlag, ob wir nicht zusammen in seinem Auto nach San Sebastián fahren wollten (wo er selbst vorher auch noch nie war). Perfekt, da war ich natürlich sofort dabei – hatte ich doch vor meiner Reise noch überlegt, in welche der beiden baskischen Städte ich fahre (und mich, trotz dem San Sebastián gemeinhin als das touristisch attraktivere Städtchen gilt, für Bilbao entschieden) – und nun konnte ich praktisch 2 Fliegen mit einer Klappe schlagen. So schnappten wir uns noch Mono, für den das Ganze natürlich auch ein willkommenes Abenteuer war – und ab ging’s die rund 100 km nach San Sebastián. Dort machten wir einen Bummel durch die Altstadt, gingen ein Stück an der Küste mit sehr stürmischer See sowie später am Strand entlang und schließlich fuhren wir noch mit einer Seilbahn auf einen Hügel hinauf, auf dem sich ein kleiner Vergnügungspark befindet und von dem aus man die „schönste Aussicht der Welt“ hat, wie man dort oben an einem Schild lesen kann. Zwischendurch haben wir uns natürlich auch ein paar leckere Tapas in zwei Bars schmecken lassen, die besonders lecker waren – nicht umsonst genießt San Sebastián den Ruf, dass hier die besten Köche und die beste Küche Spaniens zu finden sind. Es war jedenfalls ein rundum gelungener Ausflug, und dementsprechend kaputt waren wir auch, als wir nach Hause kamen.

Am nächsten Tag erkundete ich dann auf eigene Faust Bilbao, da Gary vormittags Unterricht gab. Ich muss sagen, dass mir vom Stadtbild und der Landschaft Bilbao fast noch besser als Barcelona gefallen hat – alles ist grün, sehr sauber und gepflegt. Bilbao ist natürlich auch herrlich gelegen entlang eines Flusses, der im Norden Bilbaos in den Atlantischen Ozean mündet, und eingerahmt von grün bewachsenen Bergen. Dazu ist es bei weitem nicht so dicht besiedelt wie eine richtige Großstadt, sodass alles etwas familiärer wirkt, aber eben nicht Dorfcharakter hat. Also eine Stadt, in der ich mir ohne weiteres gut vorstellen könnte, zu leben (mal abgesehen davon dass ich etwas wärmere Gegenden mit mehr Sonne dann doch bevorzugen würde). Das Baskenland ist eine der wohlhabendsten Gegenden Spaniens, und das sieht man auch. Andererseits ist Bilbao damit auch nicht gerade eine Party-Hochburg, die Leute pflegen ihr Arbeiter-Image ;-) und sind wie schon erwähnt etwas reservierter, was aber eben keinesfalls als unfreundlich missverstanden werden sollte. Hauptsehenswürdigkeit (und vielmehr gibt’s dann eigentlich auch schon gar nicht) ist das Guggenheim-Museum, welches schon allein durch sein spektakuläres Äußeres ins Auge sticht. Da jener Samstag doch ziemlich verregnet war, verbrachte ich dann auch gut 4 Stunden in eben diesem Museum und schaute mir alle 3 Etagen sowohl mit den Dauerausstellungen sowie der aktuellen Ausstellung mit Exponaten afrikanischer Künstler an. Gerade letzteres war ganz interessant, wohingegen mich die Dauerausstellungen nicht wirklich vom Hocker rissen. Wie dem auch sei, abends trafen wir uns wieder mit Gary, um eine Show junger Künstler in einem Theater anzuschauen (wo u.a. seine spanische Mitbewohnerin teilnahm). Das Spektrum reichte von spektakulärer Akrobatik über Jonglieren und Zaubertricks, und durchs knapp 3-stündige Programm wurde von 2 Clowns geführt. Alles war nur semi-professionell, aber irgendwie machte das die ganze Sache so gut, und das überwiegend junge Publikum (18 bis 30 Jahre alt) quittierte etliche Darbietungen mit tosenden Applaus und begeisterten Zwischenrufen – eine sehr gelungene Veranstaltung. Anschließend gingen wir noch mit ein paar weiteren Freunden Garys in eine Halle, wo sich die ganzen gerade aufgetretenen „Künstler“ und jede Menge Leute mehr zur „After-Show-Party“ trafen und an weiteren Kunststückchen feilten oder einfach nur ein paar Bierchen und andere Genussmittel ;-) zu sich nahmen.

Und tags darauf war dann auch schon Sonntag und somit mein vorerst letzter „Ferientag“, an dem ich nach der langen Nacht zuvor erstmal ausschlief. Nach einem letzten gemeinsamen Essen verabschiedete ich mich von Gary, und lief noch für 2 Stunden durch die Altstadt, bevor es dann am frühen Abend per Bus wieder zurück nach Madrid ging, wo ich schließlich gegen 11 Uhr eintraf. Jetzt heißt es noch mal 2 Wochen arbeiten, bevor es für 1 Woche über Weihnachten in den wohlverdienten „Heimaturlaub“ nach Deutschland geht.

Zaragoza


Nach dem grandiosen Fußballspiel ging's auf zum Hostel, um unsere Taschen abzuholen und anschließend weiter zum Busbahnhof "Nord". Dort trennten sich dann Jakob's und meine Wege - er fuhr zurück nach Madrid, während ich den Bus nach Zaragoza nahm. Dort kam ich dann gegen 4.30 Uhr völlig übermüdet an – und so machte ich’s mir erstmal auf einem der Wartesitze in dem kleinen Busbahnhof-Warteraum „gemütlich“. Und zwar so lange, bis ich nach ca. 1 Stunde von durch lautes Herumbrüllen geweckt wurde. Ein Typ von der „Guardia Civil“ machte sich wichtig und wollte einen Obdachlosen rausschmeißen, der sich aber lautstark „verteidigte“. Nachdem ich mir das Schauspiel 10 Minuten angesehen hatte, schnappte ich mir meine Tasche und ging (nicht weil ich befürchtete, auch rausgeschmissen zu werden – was wohl kaum passiert wäre – aber an Schlafen war bei dem Krach auch nicht mehr zu denken. So schlenderte ich die nächsten 5 Stunden durch das eisig kalte morgendliche Zaragoza, schaute mir die Stadt an und wärmte mich hin und wieder in irgendwelchen Lokalitäten auf (z.B. im Bahnhofsgebäude, welches nebenbei bemerkt riesig groß, noch ziemlich neu und von der Innenarchitektur ziemlich interessant ist – man muss praktisch immer zick-zack laufen um von einem Ende zu anderen zu kommen). Das „Problem“ neben den schon relativ frostigen Temperaturen war v.a. ständiger Wind, welcher, wie ich später erfuhr, kalte Luft vom Gebirge mit sich führt und sehr typisch für Zaragoza ist. So hätte Zaragoza wohl den Beinamen „Windy city“ wohl mindestens genauso verdient wie Chicago :-). Auf den ersten Blick schien Zaragoza ein eher trostloser Ort mit vielen Neubauten und wenig interessanten Plätzen und Gebäuden zu sein, doch je länger ich lief, desto mehr änderte sich dieser Eindruck. Die Stadt befindet sich darüber hinaus sowieso gerade in einem Umbruch, da Zaragoza 2008 Gastgeber der Weltausstellung Expo sein wird.

Um halb 11 meldete sich dann schließlich per Telefon mein Host Jorge, den ich über das Couchsurfing Projekt gefunden hatte – ein lustiger Typ, der 5 Jahre in London studiert hatte, schließlich aber doch nach Spanien zurückkam und für sein Leben gern reist. Er beschrieb mir den Weg mittels Bus – und eine halbe Stunde trafen wir uns schon an der Bushaltestelle nahe seiner Wohnung. Nachdem ich mein Gepäck in seiner Bude abgestellt hatte, ging’s auch gleich weiter zum Stadtbummel 2. Teil ;-) – diesmal aber eben mit „fachkundigem“ Führer. Nachdem wir den kulturellen Teil mit einem Besuch im "Museo Provincial" abgehakt hatten ;-), zeigte mir Jorge eine (Tapas-) Bar, wo’s die besten Calamares-Bocadillos der Stadt gibt – superlecker. Anschließend sammelten wir 3 polnische Mädels auf, die von Vitoria (im Baskenland) nach Barcelona trampten und sich kurzfristig ebenfalls für eine Nacht bei Jorge einquartieren wollten. Also wieder zurück zur Wohnung, wo’s dann erstmal einen heißen starken Kaffee gab, der nach der Kälte doppelt gut tat, und wo wir fünf bestimmt 2 Stunden quatschten, wo jeder schon mal war, wo’s besonders schön war und wohin’s noch gehen soll. Schließlich ging’s noch mal in die Stadt, wo wir uns die Hauptsehenswürdigkeiten anschauten. An erster Stelle sind hier die beiden Kirchen „Basilica del Pilar“ (das größte barocke Bauwerk Spaniens) und die „Catedral de la Seo“ sowie ein römisches Amphitheater, welches erst vor ein paar Jahren zufällig mitten im Zentrum entdeckt wurde, zu nennen. Was den Stadtrundgang aber erst so richtig perfekt machte, waren Jorges Ausführungen und Erläuterungen - er hatte zu fast jeder Sehenswürdigkeit noch eine interessante Geschichte parat. Am Abend machten wieder dann noch eine „Tapas“-Tour durch einige Bars, die in der Altstadt dicht an dicht lagen. Dabei aßen wir auch die besten „patatas bravas“ der Welt *g*, wie in einigen Zeitungs- und Zeitschriftenartikeln im Schaufenster einer solchen Bar nachzulesen war. Aber sie waren wirklich verdammt lecker. Ganz nebenbei entdeckte ich noch mein Lieblingsbier in Spanien, das „Ambar“, welches eben in und rund um Zaragoza gebraut und getrunken wird (welches ich in Madrid aber bisher leider noch nicht gesehen hab). Und mit etlichen Gläsern dieses leckeren Gebräus ließen wir den Abend dann auch in einer weiteren Bar nahe Jorges Wohnung ausklingen. Geschlafen hab ich auch prima, hatte ein großes Bett (frisch bezogen!) ganz für mich allein. Am nächsten Morgen ging dann jeder seiner Wege – Jorge musste auf Dienstreise in irgendeine andere spanische Stadt und die Mädels trampten weiter Richtung Barcelona, sodass mir genug Zeit bis zur Abfahrt meines Busses am Nachmittag Richtung Bilbao blieb, noch mal Fotos von den ganzen Orten zu machen, wo wir tags zuvor waren. Da hatte ich jedoch meine Kamera aufgrund leerer Akkus nicht dabei – über Nacht konnte ich sie aber dann eben aufladen. Insgesamt war es ein wirklich gelungener Aufenthalt, welcher mir v.a. durch meine erste, superpositive Couchsurfing-Erfahrung in guter Erinnerung bleiben wird. Ich kann nur jedem, der nur ein bisschen aufgeschlossen ist, dazu raten – nicht nur dass man sich Geld für’s Übernachten spart, sondern eben auch noch nette Leute kennenlernt, welche einem z.B. die Stadt zeigen oder mit denen man einfach Erfahrungen austauschen kann. So hätte ich z.B. von allein nie von der Bar mit den Calamares-Bocadillos oder dem Ambar-Bier erfahren. Klar hatte ich sicher auch ein wenig Glück, dass das nun gleich so ein einschlagender Erfolg war, grundsätzlich denke ich, dass die Leute, die sich für eine Sache wie Couchsurfing anmelden (und das nicht nur zum "Unterkunft-schmarotzen" missbrauchen ;-)), schon von Natur aus interessant bzw. „cool“ sein dürften.

FC Barcelona vs. Werder Bremen

Am Abend des 05.12.06 war es dann also endlich soweit - ich hatte die Ehre ;-) beim entscheidenden Spiel um den Einzug in die Runde der letzten 16 der diesjährigen UEFA Champions League im größten Stadion von Europa - dem "Camp Nou" in Barcelona - live vor Ort mitzuerleben, mein zweites Champions League Spiel innerhalb on 2 Wochen. Jakob und ich waren die Tage zuvor schon aufgeregt gewesen, aber jetzt – so eine Stunde vorm Spiel – war die (An-)Spannung förmlich greifbar. Und was war das für ein erhebender Moment – als wir dann nach dem Treppenaufstieg (übrigens alles noch schön per Fuß – und nicht so vornehm per Rolltreppe wie im Santiago Bernau) endlich hinaustraten und den Innenraum in seiner ganzen Pracht sehen konnten. Ein Fußballtempel für 98.600 Zuschauer - einfach nur Wahnsinn. Da muss jedem Fußball-Fan das Herz einfach höher schlagen. Und mit jeder Minute füllte sich das Stadion mehr – schließlich waren es etwas mehr als 96.000 Menschen, die das Spektakel verfolgten – was für eine Kulisse! Dazu ein Einheizer (Stadionsprecher), der schon weit früher als 1 Stunde vor Anpfiff das zu dem Zeitpunkt noch fast leere Stadion (Spanier tendieren dazu, gerade so zum Anpfiff zu kommen) auf die bevorstehende Aufgabe einzuschwören, alles mit viiiiiel Pathos *g*. Aber nicht nur die Barca-Fans waren bester Dinge, auch der Werder-Anhang machte ordentlich Stimmung (da lief doch tatsächlich die La-Ola-Welle durch die Werder-Blöcke). Die Aufstellungen noch kurz: Für Werder liefen auf: Wiese - C. Fritz, Mertesacker, Naldo, Womé - Frings - D. Jensen, Borowski- Diego - Klose, Hugo Almeida, während Barcelona wie folgt antrat: Victor Valdes - Zambrotta, R. Marquez, Puyol, van Bronckhorst - Motta - Iniesta - Deco - Giuly, Gudjohnsen, Ronaldinho.
Und dann ging’s endlich los. Die Stimmung war einfach überwältigend. Was mir als erstes im Vergleich mit dem Santiago Bernabeu aufgefallen ist, war, dass in Barcelona längst nicht so viele Touris (wie ich *g*) im Stadion waren *g*) im Stadion waren, sondern echte Vollblut-Fans (das soll allerdings bei „wichtigen“ Spielen laut meinem Arbeitskollegen, der Mitglied ist, auch bei Real nicht anders sein). Da wird wirklich bei jedem Ball mitgegangen, und nicht selten gibt’s einfach mal Szenenapplaus wenn einer von Barca einen Gegner gekonnt hat stehen lassen. Ronaldinho ist hier sowieso DER Gott schlechthin - der konnte machen was er wollte - wenn der am Ball war, hielten buchstäblicherweise alle den Atem an, um dann in ein verzücktes „Uhhhh“ oder eben frenetisches Klatschen überzugehen. Selbst wenn ihm etwas misslang (was meiner Meinung nach an jenem Abend relativ oft vorkam) und er z.B. den Ball statt zu einem Mitspieler ins Aus passte, gab es noch einen Anstandsapplaus. Oder wenn Bremen mal im Ballbesitz war und versuchte eine Kreativaktion zu kreieren, fingen die Fans nach ein paar Sekunden an, ein ohrenbetäubendes Pfeifkonzert zu starten – und es dauerte meist nicht lange, bis diese „Wand“ die gewünschte Wirkung zeigte und Werder den Ball ganz recht unbedrängt ins Aus oder dem Gegner in die Beine spielte. Ich will gar nicht erst davon anfangen, was abging, als Barca die Tore erzielte – ich war einfach nur froh dass das Staion das ausgehalten hat ;-). Insgesamt war es nicht gerade die beste Leistung, die Bremen so an den Tag legte (besonders wenn man bedenkt, wie Werder seine Gegner zumeist die Bundesliga dominiert). So war dann auch die 2:0 Halbzeitführung von Barca vollauf verdient – allerdings hätte Bremen nach einer erheblichen Leistungssteigerung in der zweiten Halbzeit zumindest noch den Anschlusstreffer verdient gehabt… Wie dem auch sein, wir haben ein wirklich gutes Fußballspiel gesehen, und der (zumindest an diesem Abend) Bessere ist weitergekommen.