12 Oktober 2006

Insomnia

Letztes Wochenende hab ich bzgl. schlafen gleich zwei „Rekorde“ auf einmal aufgestellt. Zum einen hatte ich in der Nacht von Freitag zu Samstag meinen längsten Schlaf am Stück hier in Madrid, und in der darauffolgenden Nacht zu Sonntag hab ich dafür dann gleich gar nicht geschlafen. Und das kam so:

Freitag abend hatte ich mich zuerst mit Teresa in einer Bar getroffen, um ein Bierchen zu trinken und ein bisschen Spanisch zu sprechen. Sie hilft mir mein Spanisch zu verbessern, und im Gegenzug werde ich ihr helfen ein wenig ihr Deutsch aufzupolieren (sie war nämlich mal für ein halbes Jahr in Dresden und kann deshalb schon ein bisschen Deutsch). War schon komisch, weil normalerweise sprechen wir halt immer Englisch, und nun hab ich mir fast einen abgebrochen um wenigstens ein paar Brocken Spanisch rauszubringen – aber ich hoffe das wird alles noch besser mit der Zeit. Nach diesen 2 recht netten Stunden ging’s zurück in meine WG, um ein paar Leute für das Abendprogramm aufzusammeln. Wir hatten die Wahl zwischen einer Erasmus-Party und dem "Cats"-Hostal, wo ein „Konzert“ stattfinden sollte. Wir entschieden uns für letzteres. Es stellte sich heraus, dass dort im Keller (wo ich schon mal an meinem 2. Abend in Madrid war) eine Art Alleinunterhalter auf seiner Gitarre auf Zuruf bekannte Songs aus Rock und Pop (das Spektrum reichte von Bob Dylan bis Michael Jackson *g*) spielte. Waren ’ne Menge Leute (viele Studenten und Sprachschüler) da, Bier war für madrilenische Verhältnisse günstig (1 l für 3,50 €) und der Typ war auch ganz gut. Trotzdem war halb 2 Schluss, und wir mussten uns nach was anderem umsehen. Schließlich beschlossen wir, Richtung Sol zu ziehen (wo’s sowieso immer hingeht wenn man keinen Plan hat), wo wir schließlich noch für ‚ne gute Stunde in ’ner Discobar waren, bevor auch dort das Licht anging. sich die meisten unserer 15 Mann starker Truppe auf den Heimweg machten und ich nicht noch einen zweistelligen Betrag für eine Disco berappen wollte (ganz zu schweigen davon dass ich sowieso von der vorangegangenen Woche ziemlich geschafft war), entschied ich mich auch für die Variante „Bett“. Wie schon in der Einleitung angedeutet, wurde daraus ein regelrechter Schlafmarathon. Ich schlief von 4 Uhr nachts (bzw. morgens *g*) bis 17 Uhr durch. Eigentlich wollte ich Samstag vormittag noch zur Bank Geld abholen (musste mir ja für das Gehalt von der Firma extra ein spanisches Konto bei der Banco Santander eröffnen; Problem ist nur, dass die Banken hier in der Woche immer nur von 8.30 Uhr bis 14 Uhr aufhaben – was für’n Sch***!!!) – aber das konnte ich dann vergessen und so musste ich mich dann für den Rest des Wochenendes durchschlauchen bzw. –pumpen.

Für Samstag abend war eigentlich ’ne richtige lange Partynacht geplant, für die ich nun ja auch mit ausreichend Schlaf gerüstet war. Krönender Abschluss sollte das Formel1-Rennen in Japan Sonntag früh um 7 sein – zumindest hofften Thibaud (einer meiner französischen Mitbewohner) und ich das nach dem grandiosen Rennen in China eine Woche zuvor. Leider kam bekanntlich alles ganz anders – aber der Reihe nach. Geplant war für das Partyprogramm eigentlich, die Gegend rund ums Santiago Bernabeu Stadium unsicher zu machen. Hier ist üblicherweise der Teufel los - eine Woche zuvor waren Teresa, Gianluca und ich bei der Suche nach einem Parkplatz grandios gescheitert (siehe der Stierkampf-Post). Diesmal kamen wir leider gar nicht so weit, weil wir (ca. 10 Mann aus unserer WG, Constantin – der Freund von Kathleen aus Dresden - sowie 5 Freunde von Teresa) zunächst übelst lange im Museo del Jamon gleich neben unserer Behausung „hängen blieben“ und einen Drink nach dem anderen leerten. Als sie uns schließlich halb 2 „rausschmissen“ und auch genau ab dieser Zeit keine Metros mehr fahren, blieb uns nur noch der vertraute Gang Richtung Sol *g*. Dort gingen wir dann wieder in eine Discobar namens „Black Jack“, und hatten auch ’ne Menge Spaß, bis halb 4 wieder das Licht anging. Was nun? Schließlich waren es noch gut 3 Stunden Zeit bis zum Rennen. Schließlich machten sich Constantin, Teresa und ich (wir waren der „traurige“ Rest ;-) unserer ehemals ca. 15 Mann starken Truppe) doch auf Richtung unserer WG in der Hoffnung, noch etwas Trinkbares zu finden. Als wir dort ankamen, fanden wir zu unserer Überraschung noch Guillaume (F) und Peter (B) auf unseren Couches liegend und diskutierend. Also öffneten wir noch den letzten Sangria und gesellten uns dazu. So brachten wir die Zeit bis um 6 rum – die anderen gingen schlafen und ich brachte noch schnell Teresa zur Busstation (Moncloa), da sie ja in Majadahonda (ca. 30 min mit Bus von Madrid entfernt) wohnt. Als ich zurückkam, waren es noch 10 min. bis zum Rennen, und Thibaud natürlich *g* auch schon wach (später gesellten sich noch Emanuelle und Gianluca aus Italien hinzu). Er ist, trotzdem er ist aus Frankreich kommt, mindestens ein genauso großer Schumacher Fan wie ich – und so waren wir voller Vorfreude auf das Rennen angesichts der glänzenden Ausgangsposition mit Startplatz 2 für Schumi, Pole für seinen Teamkollegen Massa und Alonso nur auf 5. Doch was folgte, war mit einer der schwärzesten Stunden, die Schumi (und wir als Fans) je erlebten. Fassungslos mussten wir mit ansehen, wie unser Held 19 Runden vor Schluss souverän in Führung liegend mit einem Motorschaden ausfiel, und Alonso von Platz 5 auf Platz 1 vorfuhr und sich schließlich sogar den Sieg holte, nachdem auch Massa zwischenzeitlich Probleme hatte. Mit nun 10 Punkten Vorsprung und nur noch 1 ausstehenden Rennen in Brasilien ist Alonso der Titel nur noch theoretisch zu nehmen – aber die Hoffnung stirbt zuletzt :-).

Sonntag früh ging’s gleich weiter auf den berühmten Rastro-Markt, wo ich mich mit Anja und Tanja durch Unmengen von Menschen „wühlen“ musste. Aber ist schon echt nett dort – ich mag ja allgemein einfach mal über Märkte zu schlendern – und gerade hier gibt’s echt ein reichhaltiges Angebot sowohl an Souvenirs als auch an wirklichen Bedarfsartikeln, und das Ganze zu echt moderaten Preisen. Werd hier auf jeden Fall noch mal vorbeischauen und sicherlich auch einiges einkaufen (diesmal war ich wie gesagt etwas knapp bei Kasse). Nach 2 Stunden Siesta mit Annette am „Don Quijote“-Denkmal am Plaza de Espana (wo ich auch meine Spanisch-Hausaufgaben für Montag machte), sollte es wieder mal in den Parque del Retiro zu den Trommlern gehen. Zunächst hatte ich noch eine Schrecksekunde zu überstehen – konnte ich doch zu Hause mein Portemonnaie nicht finden. Nach 15 min Suchen (ich kann euch sagen: ich hab ganz schön geschwitzt) fand sich schließlich das gute Stück ein (es lag unter meinem Laptop) – und ich war echt froh, dass ich um den ganzen Stress mit zur Polizei gehen und Dokumente neu beantragen herumkam). Der Retiro war übervoll mit Menschen, dazu perfektes Wochenendrelaxwetter – und ich fand’s wieder mal herrlich dort. Es war fast die komplette WG dort, dazu noch Constantin, Tanja, Jessica und noch ein paar andere Leute. Zunächst setzte ich mich zu Thomas, Tanja uns Peter, die in einem Café nahe dem „Tanzplatz“ genüsslich einen Sangria schlüften (für mich der beste von Madrid). Dann spielten wir ein bisschen Volleyball – die Franzosen hatten ’nen Ball mit. Aber irgendwie waren die anderen dann nicht mehr in der Stimmung für Tanzen unter den rhythmischen Klängen der Trommler – schade eigentlich, denn ich denke der Abend war wie gemacht dafür. So fuhr ich dann schließlich auch nach Hause – doch dort angekommen, erwarteten mich neben (wieder mal) ein paar neuen Mitbewohnern auch andere Leute (Claudio aus Italien, der kürzlich mal für ’ne Woche hier gewohnt hat und seine neue Mitbewohnerin, Anne aus Frankreich), die unbedingt noch ins El Tirge wollten. Und da ich auch noch ein bisschen hungrig war, machte ich mich mit ihnen, Peter, Roman (F), Karel (CZ) und Sebastian (ein Neuer aus Deutschland) auf in meine Lieblings-Tapas-Bar – und ich hab’s wie immer nicht bereut. Hab mich sehr nett mit Anne unterhalten – sie studiert Schauspielerei (in Chicago) und ist grad hier, um ihr Spanisch zu verbessern. Find’s echt krass, dass sie neben Französisch auch perfektes akzentfreies Englisch und auch Spanisch spricht – gerade für Franzosen nicht gerade alltäglich. Und was haben wir geschlemmt: Als wir gingen, standen immer noch 8(!) volle Teller mit Tapas auf dem Tisch (gibt’s halt wie gesagt mit jedem Bier oder anderem Getränk) gratis dazu – wir konnten einfach nicht mehr essen! Und dann gab's noch die nette Episode, dass Roman "genötigt" wurde, eine Rose von so 'nem Rosenverkäufer zu kaufen, weil er zufällig grad neben Anne saß, der typ ihn führen Freund hielt und Roman sich nicht energisch genug wehrte *g*. Kurz nach 122 ging's dann aber heim - und ich kann euch sagen, dass ich mich selten so auf mein Bettchen gefreut hab, ist halt doch ganz schön anstrengend so ganz ohne Schlaf.