16 September 2006

Trip nach Sevilla


Da mein Praktikum ja insgesamt 7 Monate dauert, habe ich mir vorgenommen, nicht nur Madrid, sondern auch das restliche Spanien (meistens wohl durch Trips übers Wochenende) kennen zu lernen. In Spanien bietet sich dabei besonders das Reisen per Bus an, da es (im Vergleich zur Bahn sehr günstig ist. Für die Strecke von Madrid nach Sevilla (weit über 500 km) kostet die Busfahrt (hin- und zurück) nur 29,- € - da nimmt man die 6 h Anreise doch gerne in Kauf.

Mein erster großer Ausflug startete nun also letztes Wochenende, und es sollte in das schon angesprochene Sevilla gehen. Zusammen mit 8 anderen Leuten (teils aus der WG, teils anderswo kennen gelernt) ging es – nur mit einem kleinen Rucksack bepackt – Freitag Nacht per Metro zum Busbahnhof Méndez Álvaro am Stadtrand von Madrid. Wir waren 5 Deutsche (Martin, Susi, Yen, Tanja und ich) Franzose (Alain), 1 Polin (An, 1ja), 1 Amerikaner (Dave) und 1 Österreicher (Raffael). Wir hatten uns überlegt, in der Nacht von Freitag auf Samstag zu fahren und in der Nacht von Sonntag zu Montag wieder zurückzukommen, sodass wir im Bus schlafen und uns das Geld für’s Übernachten im Hostal nur einmal leisten mussten (für Samstag Nacht). Um 1 Uhr nachts ging’s also los – Ankunft war Samstag früh um 7 in Sevilla. Natürlich ist so eine Busfahrt nicht mit einem erholsamen Schlaf im eigenen Bett zu vergleichen, aber es gab erstaunlich viel Beinfreiheit (war da von Australien ganz Sachen gewohnt) und mit meinem Liter Gute-Nacht-Bierchen schaffte ich es doch tatsächlich, für ein paar Stunden zu schlafen. Eine kleine Peinlichkeit leistete ich mir noch unterwegs: Als der Fahrer nach der Hälfte der Zeit für eine Pause an eine Raststätte ran fuhr, stieg ich mit Susi und Dave aus. Wir waren grad dabei, uns fotografieren zu la anderessen, als der Fahrer auf einmal den Motor anließ und zurücksetzte. Ich konnte mir zwar nicht wirklich vorstellen, dass die Pause schon nach 5 min, vorbei sein sollte, doch als der Busfahrer mein Handzeichen (was als „Bitte anhalten – wir gehören auch dazu und wollen mit“) nur mit einem freundlichen Winken erwiderte und weiter rückwärts fuhr, packte mich doch etwas die Panik und ich lief hinterher um ihn irgendwie doch zu überzeugen, noch mal anzuhalten. Keine Chance – er fuhr mit Tempo davon. Ich sah noch die fragenden Gesichter vom Rest unserer Trupp, die wohl auch nicht genau wussten, was da abging. Nun gut, um die Sache abzukürzen: Der Bus fuhr natürlich nicht ohne uns weiter, sondern nur zum Tanken, und hatte das vorher auch angekündigt – nur ich hatte das durch meine Müdigkeit und gebrochenes Spanisch leider nicht mitgekriegt. Jedenfalls erntete ich einige Schmunzler, als ich wieder in den Bus einstieg – und auch für den Rest der Reise war meine Reaktion immer wieder Gesprächsthema. Ich weiß auch nicht, ob es Zufall war oder ob sich die Geschichte schon so weit rum gesprochen hatte, aber bei der Rückfahrt hielten wir wieder genau an derselben Raststätte – und der Fahrer erklärte, dass kein Grund zur Panik bestehe, wenn er kurz zum Tanken fahre – er komme auf jeden Fall wieder…

Nun gut, da waren wir also früh um 7 in Sevilla. Nach einem sehr starken Café con leche (Milchkaffee), den wir alle gut gebrauchen konnten, machten wir uns zu Fuß auf zu dem Hostal, welches uns schon von anderen Mitbewohnern unserer WG empfohlen worden war, welches wir aber vorher nicht telefonisch erreichen konnten. Es war ein herrlicher (wenn auch langer) Weg bis dorthin, da ja gerade die Sonne aufging und es angenehm warm war. Unser Weg führte uns am Fluss entlang und durch Parks hindurch. Überall, wo wir vorbeikamen, und wir das Ganze für fotoreif hielten, wurde natürlich angehalten und fleißig geknipst. Schließlich erreichten wir nach gut 2 h unser Hostal, checkten ein (ich durfte, weil ich über 25 war, natürlich 19 € statt 14,50 € für die Nacht löhnen – was aber auch noch ok war – zumal die Zimmer sauber waren und auch Frühstück inklusive war), und machten uns sogleich wieder auf den Weg in die Stadt, da wir alle sehr hungrig waren. Diesmal ging’s durch einen anderen schönen Park (wo wir ein lustiges Alain-pisst-Dave-in-den-Mund-Foto machten), auf einen großen Platz mit Riesenschlossanlage drum herum und schließlich in die Fussgängerzone und engen Gassen des eigentlichen Stadtkerns. Zur Zeit wird viel gebaut in Sevilla, und ziemlich viele Straßen sind aufgerissen (wohl für so’ne Art Straßenbahn, die demnächst eingeführt wird). Und heiß war es: Im Laufe des Tages stieg die Temperatur auf 42° C, was einem in der Sonne natürlich noch viel heißer vorkam. Jedenfalls wollten wir unbedingt endlich was essen, aber halt was richtig typisches und nicht unbedingt McDonalds. Und es machte sich bezahlt, dass wir geduldig waren. Martin und Alain hatten sich bei einer Passantin erkundigt, und die hatte uns eine Tapas-Bar empfohlen, die sehr gut und gleichzeitig preiswert sein sollte (El Patio de San Eloy). Erst dachten wir, das finden wir nie – aber schließlich bekamen wir mit, dass das wohl DER Geheimtipp in Sevilla ist, denn auch weitere Leute, die wir fragten, kannten die Bar und den Weg dorthin. Schließlich kamen wir auch dort an, und wie schon erwähnt: das Warten hatte sich gelohnt! Auf der Speisekarte fanden sich viele veschiedene Speisen wie leckere hausgemachte Bocadillos und Sandwiches, Gazpacho, Tortilla, herzhafte Tartes u.v.m. Dazu frisch gezapftes Bier (für 1 € pro Cana) und Sangria – so lässt sich’s aushalten *g*. Wasser gibt’s übrigens in Spanien überall gratis dazu (auf Verlangen). Jedenfalls fanden wir’s hier so gut, dass wir im Verlaufe des Tages noch weitere 2 mal hier einkehrten – man kann also mit Fug und Recht behaupten, dass wir unsere Stammkneipe gefunden hatten ;). Anschließend ging’s weiter durch die Gassen von Sevilla. Eigentlich wollten die anderen noch in die Kathedrale, aber da Ihnen dann doch der Eintritt (7 €) zu teuer war und es am nächsten Tag umsonst sein sollte, beschlossen wir, Richtung Unterkunft zum marschieren und eine Siesta einzulegen (draußen war es jetzt schon unerträglich heiß geworden). Am frühen Abend (gegen 19 Uhr) ging`s dann wieder per Bus ins Zentrum zurück, wo wir uns zunächst mit ein paar Kumpels von Martin trafen und danach in unserem Stammlokal stärkten *g*. Dann konnte die Nacht beginnen. Es ging los in einer kleinen Bar, wo zwischen 22 und 2 Uhr Happy Hour war, d.h. das Bier und Tinto de Verrano (Rotwein mit Fanta) jeweils für 1,20 € zu haben war. Nach etlichen dieser leckeren Erfrischungsgetränke ging’s dann mit ortskundigen Spaniern in eine Straße am Fluss, wo sich Bar an Bar reihte. Da es drinnen überall schon schön voll war, und wir bei den warmen Temperaturen eh lieber draußen feiern wollten, verlegten wir die Party kurzerhand an das Straßenrand. Wir waren neben unserer Reisegruppe noch ein paar Polen (Freunde von Anja), Spanier (Bekannte von Eduardo, einem Freund von Teresa aus Madrid) und zwei deutsche Mädels (aus Berlin), die grad auf einem 3-Wochen-Trip durch Spanien unterwegs sind und die wir zufällig dort trafen. Tja was soll ich groß sagen – das Bier floss in Strömen und die Stimmung war prächtig. Irgendwann machte unser Getränkelieferant – ein Bier- und Imbisswagen – zu – es drohte uns der Nachschub auszugehen. Zweimal konnte ich noch meinen (deutschen) Charme spielen lassen ;) – und wir bekamen noch mal nachgeschenkt (trotz geschlossenem Wagen). Aber irgendwann wollten die wirklich Feierabend machen – nicht ohne sich wie eine große Familie an eine lange gedeckte Tafel zu setzen und genüsslich (nachts um 2 am Rand der Straße) die Reste der Nacht zu verputzen. Nun gut, ein bisschen hielten wir’s noch aus, aber dann sollte es doch zurück Richtung Hostal gehen. Da wir einfach kein Taxi bekamen, machten sich von uns zu Fuß auf den Weg. Plötzlich – nachdem man etwas vom Zentrum weg war – gab es auf der anderen Straßenseite einen riesigen Auflauf von Jugendlichen. Sie präsentierten stolz ihre aufgemotzten Karren, tranken Bier (auch härtere Drogen wurden nicht ausgelassen) oder unterhielten sich einfach. Das Ganze nennt sich Botallion und ist nix anderes als Freunde treffen und eine gute Zeit haben, oftmals auch als Start vor einer weiteren Party oder Disco. Gibt’s überall in Spanien –hat aber wegen angesprochener gehandelter Drogen auch einen leicht illegalen Touch und wird hin und wieder auch von der Polizei aufgelöst – größtenteils aber einfach geduldet. Raffael und ich entschieden uns spontan, noch ein Bierchen zu trinken und noch ein Weilchen zu bleiben. Irgendwann waren wir aber so müde (hatten ja die Nacht davor nur die paar Stunden im Bus gepennt und waren seit um auf den Beinen), dass wir dann auch nach Hause ins Hostal gingen und um 5 Uhr total erschöpft ins Bett fielen.

Ich hab’s doch dann am nächsten Tag tatsächlich noch geschafft, mich zum Frühstück um 9 rauszuquälen, und es ging mir auch erstaunlich gut. Für Sonntag stand für die anderen noch die Kathedrale auf dem Programm (bin nicht so ein Fan von Kirchen), aber erst ging’s noch ins Alcázar, einen mittelalterlichen Königspalast. Hatte keine großen Erwartungen daran, ist schließlich „nur“ so’ne alte Festungsanlage – war dann aber doch sehr positiv überrascht, v.a. vom großen, wunderschönen (botanischen) Garten, der mit dazu gehörte. Anschließend warf ich mit Martin (wir waren auch im Alcázar zusammen unterwegs) noch einen kurzen Blick in die Kathedrale (so weit man halt hinein konnte, da noch Gottesdienst war) – das reichte mir auch – ich hatte für den Nachmittag noch andere Pläne ;). Nachdem wir uns zunächst alle wieder getroffen hatten (die Gruppe war im Alcázar ein bisschen gesplittet wurde, und Dave und Anja wollten nicht mit hinein), ging’s in ein Lokal zum Mittagessen. Dann wollten die anderen noch in die Kathedrale (die mich wie gesagt eh nicht wirklich interessierte), während ich mich gern für 2 h abseilen und in einer Bar das Formel-1-Rennen in Monza anschauen wollte. Dies stellte sich als die beste Entscheidung heraus, die ich treffen konnte – und zwar aus zweierlei Gründen: Zum einen war die Kathedrale aus irgendeinem Grund doch nicht für Besucher geöffnet, und zum anderen war es ein grandioses Rennen, dass ich mir in einem Irish Pub genüsslich anschaute. Was hab ich gefeiert, als Alonso (der schon wieder das Glück gepachtet zu haben schien und von Rang 10 bis auf Platz 3 vorkam), ein paar Runden vor Schluss mit Motorschaden ausfiel und Schumi das Ding souverän nach Hause fuhr. Jetzt muss er einfach diese letzte Saison noch mal als Weltmeister beenden! Lustig war übrigens auch, dass die anderen, die sich als Ersatzbeschäftigung noch einen Kaffee tranken, genau in meinem Pub landeten (aber nicht drin, sondern draußen), und wir aber nichts voneinander wussten, und ich obendrein noch Martin, der sich auch für das Rennen interessierte, immer per SMS auf dem Laufenden hielt – dabei hätte er einfach 10 m reingehen müssen *g*. Naja, wie dem auch sei, danach trafen wir uns dann wieder alle auf dem Busbahnhof und ab ging’s Richtung Madrid, wo wir schließlich kurz nach 12 erschöpft aber zufrieden in unserer Wohnung eintrafen.

1 Comments:

At 2:39 AM, Blogger Bar americas said...

greetings from mexico, nice blog...

 

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