Fußball live bei den Königlichen
Am Abend war es dann endlich soweit – das Ereignis, worauf ich mich schon seit der Nachricht, dass ich mein Praktikum in Madrid machen würde, am meisten gefreut habe, stand kurz bevor: Einmal ein Heimspiel von Real Madrid live miterleben! Durch schon angesprochenen Arbeitskollegen David hatte ich ja sogar das Glück gehabt, 2 Tickets für das Heimspiel gegen Real Sociedad umsonst zu ergattern. Glück muss der Mensch haben :-). Nun stand ich noch vor der schweren Entscheidung, wen ich mit umsonst rein nehmen sollte (und wer leider zahlen musste). Letztendlich war mir aber ziemlich schnell klar, dass es Max sein würde – ein weiterer Deutscher, der für 3 Wochen bei uns in der WG mithauste und der mir während der Zeit ein ziemlich guter Kumpel geworden ist. Sein größter Traum war es auch, einmal Real live spielen zu sehen – die Stadion-Tour hatte er die Woche vorher schon absolviert und war begeistert. Also bekam Max das Ticket – für mich eine prima Gelegenheit, mich für die geilen 3 Wochen zu bedanken (mit Max war immer was los). Und Alain und Teresa, die ich auch noch mit ins Kalkül gezogen hatte, kommen ja vielleicht später noch mal in den Genuss eines Freitickets (falls David wieder mal nicht kann) – schließlich sind sie auch noch ein Weilchen hier.
Insgesamt waren wir 6 Leute (Anja und ihr Freund Dave, Alain, Yen, Max und ich) die wir uns also gegen 19.15 Uhr auf in Richtung Stadion machten (der Anstoss war für 21 Uhr angesetzt). Bis zum Santiago Bernabeu Stadion sind’s von unserer Wohnung ja auch nur 5 Stationen – eine Strecke die mir von meinem täglichen Weg auf Arbeit bestens bekannt war J. Vorm Stadion kaufte sich Dave noch einen Real-Schal (für 7,- € - geht eigentlich), und dann ging’s noch schnell in einen der zahlreichen Pubs, die rund ums Stadion verteilt sind, um noch schnell 2 Bierchen zu trinken. Dann (kurz nach 20 Uhr) machten wir uns endlich auf ins Stadion. Max und ich (die wir Plätze hinter dem Tor, über den Ultras von Real, hatten) verabschiedeten uns von den anderen, die irgendwo im allerobersten Rang an der Seite des Spielfeldes saßen. “Natürlich“ nahmen Max und ich erstmal den falschen Weg (links am Stadion entlang statt rechts entlang), sodass wir einmal das komplette Stadion umliefen, bis wir endlich wieder an Tor A ankamen, welches direkt an dem Pub lag, an dem wir 10 min zuvor losgegangen waren *g*. Nun gut, nun mussten wir nur noch reinkommen. Ein bisschen mulmig war uns schon zumute, einfach mit einer fremden Dauerkarte reinzugehen (obwohl mir David vorher versichert hatte, dass das offiziell erlaubt sei). Und so war es dann auch. Als wir nach halbem Aufstieg in Turm A endlich mal unsere Tickets scannen lassen mussten, fragten wir sogar noch, ob wir hier richtig seien (natürlich wieder mehr mit Händen und Füßen als mit Sprechen ;)). Und ganz freundlich wurde uns bestätigt, dass wir den richtigen Einlass gefunden hatten. Und dann kam er, der Moment, als wir das Stadion zum ersten Mal von „innen“ und weit oben sahen. Es ist einfach nur gigantisch. Ist schon ein Hammerding, was die hier hingesetzt haben, so riesig (Platz für knapp 90.000 Menschen) und doch ist man so nah dran (da es sehr steil gebaut ist und natürlich keine Laufbahn um das Spielfeld existiert).
Zu unserer Überraschung stellte sich nun heraus, dass unsere Plätze gar nicht nebeneinander waren. Es zeichnete sich aber schon jetzt, ca. 45 min. Vor Spielbeginn ab, dass das Stadion wohl nicht voll werden würde – und so saßen Max und ich erst ein Weilchen staunend zusammen bis die ersten Leute auf meinen Platz wollten, und so machten wir uns aus, dass wir uns nach Anpfiff, wenn klar war, welche Plätze frei bleiben, wieder zusammensetzen würden. So verfolgte ich allein die Bekanntgabe der Aufstellung sowie den Einmarsch der Mannschaften inkl. der dazugehörigen Hymne. Ich muss sagen, da laueft es einem schon kalt den Rücken runter, zumal sich die Hymne von Real Madrid fast wie ein Opernstück anhört (obwohl ich insgeheim die Theorie habe, dass solch ein Lied doch eher hemmt und nicht, wie so mancher Rocksong, aufputscht und motiviert). Hier noch kurz die Aufstellung von Madrid: Casillas - Cicinho, F. Cannavaro, Sergio Ramos, Roberto Carlos - Diarra, Emerson - Raul, Guti, Reyes - van Nistelrooy. Raul Bravo, Robinho und Beckham blieben erstmal draußen und kamen dann in der zweiten Halbzeit.
Und dann ging´s endlich los. Das Stadion hatte sich nun doch noch ganz gut gefüllt (wenn man bedenkt dass der Gegner Sociedad wohl nur um den Klassenerhalt kämpfen wird) – so waren es dann doch immerhin 60.000 Zuschauer, wie wir später erfuhren. Und ich machte mich gleich um 20 Plätze nach rechts auf zu Max, da er mir signalisiert hatte, dass neben ihm noch was frei war. Ein kurzes Wort zur Sicht: Obwohl wir natürlich auch recht weit oben und direkt hinter dem Tor saßen, muss ich sagen dass wir echt super Plätze hatten – konnten alles gut erkennen und man hatte nicht wirklich das Gefühl, in einem Helikopter über dem Feld zu kreisen (wie ich es schon von anderen gehört habe). OK, oft ließen sich die Superstars wirklich nur anhand ihrer Frisur oder Schuhfarbe unterscheiden, aber ich glaub den Luxus, so nah am Feld zu sein wie in Cottbus hat man sonst auch kaum irgendwo in der Bundesliga. Leider ließ das Spiel gerade in der ersten Halbzeit doch sehr zu wünschen übrig – Sociedad stellte sich hinten rein und Real fiel nicht gerade wirklich viel ein, dieses Bollwerk zu knacken. So ging ein an Höhepunkten armes Spiel mit 0:0 in die Halbzeit, und die Spieler wurden mit einem gellenden Pfeifkonzert verabschiedet. Nettes Detail am Rande: Pünktlich zum Halbzeitpfiff fingen auf einmal alle Leute um uns herum wie wil in ihren mitgebrachten Taschen und Tüten an zu kramen und holten sich ihre selbstgemachten Sandwiches hearus. Es war schon echt lustig zu sehen, wie auf einmal unsere gesamte Tribüne (außer wir *g*) an einem Baguette nagte.
Die nicht ganz so freundliche Verabschiedung seitens der Fans hatten sich die Spieler dann wohl doch etwas zu Herzen genommen, denn nach dem Wiederanpfiff war es von Seiten Real Madrid ein ganz anderes Spiel. Im zweiten Durchgang präsentierte sich Capellos Truppe beileibe nicht mehr so statisch wie noch in Halbzeit eins, sondern glänzte vielmehr mit Spielwitz, Tempo und kam auch endlich mal öfter über die Außen. Folgerichtig fiel dann auch nach einem wahren Sturmlauf das hochverdiente 1:0 für Real Madrid – allerdings musste schon eine Standardsituation dafür herhalten. Reyes schlenzte den Ball traumhaft nach einem Freistoß traumhaft ins (von uns aus) linke obere Eck – der Torhüter hatte zwar noch seine Fingerspitzen dran, war aber letztendlich machtlos. Gleich im Anschluss fiel die praktisch endgültige Entscheidung zu gunsten der in Weiß spielenden Madrilenen, als sich Sociedad durch eine brutale Grätsche von hinten durch einen Spieler selbst dezimierte. Leider schaltete (nach einer bis dahin wirklich famosen zweiten Halbzeit) deshalb Real auch einen Gang zurück und tat nur noch das Nötigste, um das Resultat über die Ziet zu schaukeln. Das hatte sich kurz vor Schluss fast noch gerächt, als Sociedad zu Zehnt noch die Riesenchance auf den Ausgleich hatte. Im Gegenzug (es war schon die erste Minute der Verlängerung angebrochen) machte dann Madrid nach einem kapitalen Schnitzer im Mittelfeld von Sociedad aber endgültig alles klar. Sage und schreibe 4 Weiße liefen nebeneinander und ohne einen Gegenspieler weit und breit auf den Torwart von Sociedad (und damit auf Max und mich *g*) zu – sowas hab ich auch noch nie erlebt. Und der ballführende Beckham war es dann auch, der eiskalt vollstreckte und so das Stadion nochmal zum Kochen brachte. Coole war auch, das ich in diesem Moment meine Digicam (im Videomodus) zur Hand hatte und so diese witzige Szene samt anschliessendem Abfeiern von Max *g* auf Video hab.
So gingen wir dann alle doch recht zufrieden nach Hause, hatten wir doch immerhin 2 Tore und zumindest in der zweiten Hälfte ein ganz flottes Spielchen gesehen. Aber nun hat sich der Wunsch natürlich noch verstärkt, beim Heimspiel gegen FC Barcelona dabei zu sein, was aber sowohl hinsichtlich Ticketverfügbarkeit als auch (wenn man den doch welche ergattern könnte) finanziell eher unrealistisch ist. So kostet die billigste Karte für dieses Spiel im Internet, wo man als Tourist halt ganz schön abgezogen wird (aber halt immerhin garantiert ´ne Karte kriegt) 400 €(!) – aber auch im offiziellen Verkauf geht´s wohl nicht unter 150 € los (und da sind alle frei verfügbaren Tickets innerhalb einer Stunde ausverkauft, der Rest geht an Dauerkarteninhaber). Das muss ja dann vielleicht doch nicht sein ;) – obwohl die Stimmung schon Hammer sein wird...
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