Tapas
Eigentlich jeder Abend, an dem man weggeht (und das kommt hier ziemlich oft vor), beginnt (und manchmal endet auch ;)) in einer Tapas-Bar. Die gibt´s hier echt wie Sand am Meer. Das Besondere in Spanien ist halt, dass man zu seinen georderten Drinks – und seien sie noch so klein (und die Bier sind hier mit ca. 0,2 l wirklich nur als ein Schluck zu bezeichnen) fast überall Appetithäppchen – die sog. Tapas – gratis dazu gereicht bekommt. Das geht los bei simplen Oliven oder Schinkenwürfeln, Standard sind kleine Baguettescheiben belegt mit Schinken, Käse, Champignons oder irgendwie raffiniert überbacken – und kann enden bei kompletten kleinen Gerichten wie Paella, Patatas bravas (so ‘ne Art Bratkartoffeln), Tortilla oder gegrillten Sardellen. Jede Bar hat so ihre eigenen Spezialitäten und verteilt unterschiedlich viel. Inzwischen haben wir schon einige echte Perlen entdeckt (die sich natürlich alle in unmittelbarer Umgebung unserer Wohnung befnden), und für einige davon möchte ich hier auch ganz unverhohlen Werbung machen ;).
Wenn man billig Bier trinken will, sollte man zunächst mal im “Museo del Jamon” starten (eine ganze Tapas-Kette, die berühmt für die Massen von Schweinehälften ist, die dort von der Decke hängen – von denen ein kg aber auch anständige 42 € kostet), dort bekommt man ein Caña für 75 ct – und dazu gibt’s – ganz puristisch – die schon angesprochenen Oliven oder Schinkenwürfel. Wenn man mehr Wert auf das Essen legt, ist das “El Tigre” ein ganz heißer Tipp. Dort kostet zwar z.B. ein Caña 1,50 €, allerdings bekommt man zu zweit (man bestellt meist mind. zu zweit) einen großen Teller voller leckerer belegter Baguettescheiben oder eben sogar warme Speisen. Nach spätestens 3 Rationen muss man auf jeden Fall erstmal ‘ne Pause einlegen – es ist echt sehr viel und gut. Den absoluten Vogel schießt aber “Benis Bar” ab. Nur 30 m von der Gran Vía entfernt – in einer Seitenstraße gelegen – als Nicht-Madrid-Kenner ist es jedoch so gut wie unmöglich, dass man sich mal hierhin verirrt - ist der Laden ein absoluter Geheimtipp (OK, jetzt nicht mehr *g*), weil er so speziell ist. Zunächst einmal wird er von nur 1 Person gemanaget (Beni halt *g* - er steht auch täglich persönlich an der Tür; und wenn er mal keine Lust oder ‘ne Familienfeier hat, bleibt seine Bar halt geschlossen) – Unterstützung gibt’s nur von einer weiteren Person an einer kleinen Bar, was gleichzeitig als Küche dient (wir reden hier von ca. 1m mal 50 cm *g*). Und so muss man sich auch den Laden vorstellen: Alles in allem hat er vielleicht ‘ne Größe von 4 mal 5 m (und das is schon großzügig gerechnet). Also wer Platzangst hat, sollte definitv hier nicht hingehen *g*. Überall an den Wänden hängen Fotos von Leuten an den Wänden und von der Decke (alles ist zutapeziert damit, es gibt keinen freien Platz mehr), die mal hier waren und das berühmte Bocadillo gegessen haben. Das ist ein Riesenbaguette (sicherlich 50 cm lang) mit gebratener Hähnchenbrust belegt – und das Ganze für 5 €. Saulecker und unglaublich preiswert – selbst zu dritt hat man da ganz schön zu kämpfen. Da kann McDoof einpacken ;-). Das eigentlich Besondere ist aber, dass an einer Seite der Bar eine große Kühlbox steht, in dem hunderte (kleine) Flaschen Bier warten, von den Kasten (per Selbstbedienung) gegriffen und geleert zu werden. Und dazu gibt’s kostenlos Tapas, soviel man will! Der Clou: Am Ende bezahlt jeder für das, was er behauptet, getrunken zu haben (und zwar 1 € pro Bier *g*) – eine Rechnung oder “Überwachung”, was jeder getrunken hat, existiert nicht. Der Laden ist auch immer proppevoll, so dass das gar nicht möglich wäre. Aber es scheint zu funktionieren, der Laden brummt. Und ich kann nur von mir ausgehen: Man ist eher geneigt, Beni noch ein bisschen mehr zu bezahlen als was man genommen hat (anstatt zu besch***en), ganz einfach weil es so billig und gleichzeitig einmalig ist.
Nettes Detail am Rande: Zur Zeit steht ein Rekord von 57 kleinen Cañas (ca. 0,2 l), die von 3 Leuten an einem Abend zusammen getrunken warden. Diesen Rekord gilt es zu brechen. Schafft man das an einem Abend zu dritt (es gibt sonst keine Zeitbeschränkung), gehen alle Bierchen aufs Haus. Zwei Kumpel und ich sind wirklich schon ernsthaft am Überlegen, die Sache in Angriff zu nehmen – wenn man das nämlich auf 3 Leute runterrechnet – ist das echt nicht viel (Bierathlon war sogar von der Menge her ein bisschen mehr). Wir werden sehen…
Trauriges Update: Ca. 1 Woche nach diesen Aufnahmen ist Beni gestorben. Jetzt erinnern nur noch ein paar Blumen sowie Briefe und Beileidsbekundungen vor und an der Bar an eine der tollsten (wenn nicht die tollste) Tapasbar von Madrid. Eine Woche lang wussten wir nicht, was passiert war - die Bar war einfach nur geschlossen (dies nicht normal, denn Beni war so gut wie immer da und falls er doch mal einen Tag fehlte, war schon vorher ein Zettel in der Bar zu finden, der darüber informierte). Jeden Tag checkten Leute aus unserer WG, ob die Bar vielleicht doch wieder auf gemacht hatte. Nach 6 Tagen schließlich war ein Zettel an der Tür angebracht, dass die Bar aufgrund eines Todesfalls geschlossen sei. Tja und ein paar Tage später stellte sich hearus, dass es wirklich Beni selbst erwischt hatte (er war in der letzten Woche schon gesundheitlich angeschlagen gewesen). Danke für eine wirkklich tolle Bar und ein paar nette (leider viel zu wenige) Stunden hier...
2 Comments:
Hunger!!!
Wann wollt'n Ihr das mit dem Bierflaschenrekord machen? Dann komm ich Euch anfeuern ;-)
hallo matthias,
sind erasmus studis aus der extremadura und planen einen Trip nach Madrid.
Wollten fragen ob du uns ein paar Kneipen empfehlen könntest (günstig Bier + Tapas)!? Wenn möglich mit Straßennamen.
Wenn du Zeit hast kurze Mail an: shaft1983@gmx.de
Viel Spass noch.
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