19 September 2006

Die Vuelta erreicht Madrid

Der letzte Sonntag sollte ganz im Zeichen des Sports stehen. Für den Abend stand der Besuch des Liga-Heimspiels von Real Madrid gegen Real Sociedad auf dem Programm (siehe dazu der Extra-Post), aber zunächst gab’s ein anderes sportliches Highlight. Die Schlussetappe und die Ankunft des verbliebenen Teilnehmerfeldes der diesjährigen Vuelta a España. Für alle, die sich grad fragen, von was ich hier eigentlich rede, sei kurz angemerkt: Die Vuelta ist eine der drei großen Rundfahrten im Profi-Radsport und praktisch das spanische Pendant zur Tour de France bzw. dem Giro d’Italia. Dabei werden von den Radfahren im Verlauf von 3 Wochen ca. 20 Etappen absolviert, und die Schlussetappe führt traditionell nach Madrid. Auf diesem letzten Teilstück verändert sich i.A. das Gesamtklassement nicht mehr – das Ganze ähnelt mehr oder weniger einer Triumpffahrt für den praktisch feststehenden Gesamtsieger (in diesem Jahr Alexander Vinokourov). Nur auf den letzten Kilometern wird dann noch mal „ernsthaft“ gefahren und um den Etappensieg gesprintet.

Ich hatte vorher ein bisschen im Internet recherchiert und herausgefunden, dass die Fahrer sogar zunächst durch „unsere“ Straße (Gran Vía) fahren, bevor dann abschließend ein ca. 6 km Rundkurs 6 mal absolviert werden muss (ganz einfach damit die Zuschauer das Feld möglichst oft sehen. Dieser Rundkurs inkl. Ziel schloss sich gleich an die Gran Vía an und lag damit ebenfalls ganz in der Nähe unserer Wohnung, sodass ich beschloss, zunächst von unserem Balkon das Feld von „oben“ zu beobachten und anschließend noch ein Stück in Richtung Ziel zu laufen, um die Fahrer noch ein paar mal aus der Nähe zu sehen.

Gesagt, getan! Kurz vor 13 Uhr (die Etappe fand erstaunlich früh statt – erwartete Zielankunft war 14.30 Uhr) fand ich mich also mit ein paar anderen Mitbewohnern auf besagtem Balkon ein und harrte der Dinge, die da kommen würden. Es war schon interessant zu sehen, wie die sonst so stark befahrene und superlaute Gran Vía zunächst einseitig, später komplett von Verkehr „befreit“ wurde. Es war als ob man in einer komplett anderen Straße war. Alle 50 Meter stand zudem ein Polizist, um evtl. zu forsche Schaulustige hinter dem Absperrband zu halten. Allerdings hätte man sich die auch getrost sparen können. Ich muss schon sagen, dass ich vom Zuschauerzuspruch doch sehr enttäuscht war. Es standen wirklich nur vereinzelte Menschen am Straßenrand, und es war absolut kein Problem, noch einen Platz in einem der zahlreichen Cafés zu bekommen, die wie immer ihre Tische und Stühle draußen aufgestellt hatten. Nun gut, die Fahrer kommen andererseits ja auch nur ganz kurz hier vorbei. Aber in in Frankreich wäre halt trotzdem alles voll mit radsportverrückten Menschen, wie mir Alain - mein französischer Kumpel aus unserer WG - auch noch mal bestätigte.

Tja und dann kamen sie. Angekündigt durch eine vorausfahrende Motorradkolonne mit Blaulicht und etlichen offiziellen Fahrzeugen bog das Feld am Plaza de Espana ca. 200 m von unserer WG entfernt auf die Gran Vía ein und „quälte“ sich ca. 300 m bergaufwärts. Wir hatten einen fantastischen Überblick über das nicht mehr sehr große Feld – aber einzelne Fahrer konnte ich (als nicht gerade ausgewiesener Radsportexperte) beim besten Willen nicht ausmachen. Und nach ’ner halben Minute war der ganze Spuk (in unserer Straße) auch schon wieder vorbei.

Nachdem ich dann noch ein Weilchen mit mir gerungen hatte, ob ich denn überhaupt noch zum Rundkurs gehen sollte (aufgrund der geringen Stimmung und weil sonst auch keiner aus der WG mit wollte), machte ich mich schließlich doch noch auf den Weg. Und es hat sich durchaus gelohnt, Hab mich direkt am Plaza de Cibeles (das ist der große Platz am Ende der Gran Vía mit dem Springbrunnen in der Mitte, an dem sich die Real Madrid Fans nach großen Siegen versammeln und feiern) platziert (2 km vor dem Ziel), und die vorbeirauschenden Fahrer noch 3 mal aus nächster Nähe gesehen. Hier war stimmungsmäßig deutlich mehr los – der komplette Straßenrand war gesäumt von unzähligen Menschen, die auch lauthals jubelten und klatschten, wenn das Feld vorbei kam. Auf der gegenüberliegenden Seite (also praktisch die Gegenrichtung derselben Straße) war die Zieltribüne aufgebaut, und aus sicherer Entfernung *g* hab ich dann noch mitgekriegt, dass wohl ein hellblauer Fahrer gewonnen hatte. Meine Hoffnung, dass es sich dabei um Erik Zabel gehandelt haben könnte, wurde später durch einen kurzen Blick ins Internet bestätigt.