Alles wird anders (2)
Die zweite große Veränderung betrifft meine Arbeit. Dienstag erfuhr ich vormittags zunächst, dass Emilio, dem mit ca. 40 Jahren ältesten Mitarbeiter unseres Büros, fristlos gekündigt wurde. Was genau vorgefallen ist, wurde mir nicht mitgeteilt – es seien interne Gründe gewesen. Sehr schade, denn auch wenn ich nicht viel mit Emilio zu tun hatte, hatte er doch immer ein freundliches Wort für mich übrig und sein Englisch war mit das Beste der Firma. Zusätzlich zu seiner Entlassung kam noch dazu, dass seine Mutter gestorben war – so sammelten wir noch am selben Tag von jedem ein paar Euro ein, um einen großen Blumenstrauß zu schicken. Doch damit nicht genug der schlechten Neuigkeiten. Noch am selben Tag, ca. 1 Stunde bevor ich gehen wollte, erklärte plötzlich Juán – einer der Leute, mit denen ich trotz seines sehr schlechten Englisch am meisten (auch privat) gesprochen hatte – dass er die Firma noch am selben Tag verlasse (es sei seine Entscheidung gewesen) und woanders anfange. Ich war (wie aber auch die meisten anderen) total perplex, da es wirklich aus heiterem Himmel kam – und dementsprechend gedrückt war die Stimmung des restlichen Tages. Ich hab keine Ahnung, ob ich wirklich alles erfahren habe oder vielleicht noch was anderes vorgefallen ist – aber irgendwie ist es schon komisch, schließlich „heult“ unser Chef immer rum, dass wir zu wenig Leute für die viele Arbeit seien und dass er jeden Mann braucht – und nun gingen (oder sind gegangen worden ;-)) gleich 2 Leute in so kurzer Zeit. Ansonsten ist aber alles in Butter auf Arbeit – die Aufgaben sind langsam herausfordernder und machen Spaß, und mit den Leuten komme ich nach wie vor gut klar. Highlight diese Woche war ein Mittagessen der gesamten Firma im „Museo del Jamon“, bei dem ich meine erste Paella hier in Spanien gegessen hab (da ist aber geschmacklich noch viel Platz nach oben für Verbesserungen ;-)). Danach gab’s noch einen Pacharán, einen typisch spanischen Verdauungslikör aus Schlehe und Anis. Der hat schon einige Umdrehungen (was aber die Spanier nicht davon abhält, so was in ihrer Mittagspause zu genießen *g*) - hab mich jedenfalls danach auf Arbeit ganz schön zusammenreißen müssen, dass ich auch noch die richtigen Buchstaben treffe ;-). Unsere gesamte Belegschaft war da, und mein Chef hat mich eingeladen, da er weiß dass mir sonst solche Mittagessen in Restaurants verkneifen würde. Die meisten regulären Mitarbeiter gehen nämlich täglich in irgendein anderes Restaurant, was zwar sicherlich sehr lecker ist, aber auch täglich mit mind. 10 € zu Buche schlägt (meine Firma liegt wie gesagt in einer sehr teuren Gegend). Die anderen Praktikanten sowie ich (und manchmal auch ein paar der Festangestellten) bleiben dann meist im Büro, wärmen sich Essen in der Mikrowelle auf oder verdrücken mitgebrachte Sandwiches in einem unserer Konferenzräume (Mittagszeit ist übrigens immer von 14 Uhr bis 15.30 Uhr *g*) – was auch meistens sehr nett ist. Wasser und Cola gibt’s übrigens immer „for free“ und so viel man will – man muss sich nur aus dem Kühlschrank unserer firmeneigenen Küche bedienen. Und Kaffee. Hätte nie gedacht, dass ich mal so viel Kaffee trinken würde (bestimmt 4 bis 5 große Gläser – ja keine Tassen – pro Tag; zwar halbe/halbe mit Milch gemischt – eben typisch spanischer „Café con leche“), aber er schmeckt und ehrlich gesagt brauch ich das auch meistens nach den nur paar Stunden Schlaf, die ich in der Woche meist nur kriege.
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