11 Dezember 2006

Barcelona

Barcelona war also die erste Station meines Trips. Ich hatte ja schon so einige abenteuerliche Geschichten über Barcelona sowie die Katalanen und ihren besonders ausgeprägten Nationalstolz gehört, der in regelrechten Hass gegenüber z.B. Leuten aus Madrid gipfeln soll. Tatsächlich ist z.B. die spanische Hauptstadt in ganz Katalonien nicht ausgeschildert *g* - und alle Wegweiser und Namen von Geschäften sind in Katalanisch (und nur wenn man Glück hat, auch noch in Spanisch) verfasst. Dies hat jedoch, wie mir später Jorge aus Zaragoza erklärte, weniger mit übertriebenem Nationalstolz der Katalanen selbst, sondern mit Anordnungen der katalanischen Regierung zu tun. Sollten nämlich z.B. Shopbesitzer ihr Geschäft nur in Spanisch (und nicht in Katalanisch) benennen (selbst wenn sie selbst kein Katalanisch sprechen bzw. damit gar nichts am Hut haben), gibt’s ’ne saftige Geldstrafe. Eine in meinen Augen unglaubliche Regelung in Zeiten des vereinten Europas. Wie widersinnig das ist, merkt man, wenn in den Geschäften selbst dann eben kein Katalanisch, sondern "nur normales" Spanisch gesprochen wird.

Wir starteten Freitag Nacht und kamen Samstag früh um 5 in Barcelona (Bahnhof Sants) an. Da das natürlich noch viel zu früh war, um irgendwelche Unternehmungen zu starten (man sah noch vereinzelte Nachtschwärmer von der vergangenen Nacht; und noch nicht mal die Cafés auf dem Bahnhof waren geöffnet), haben wir uns im Wartebereich noch mal für’n Stündchen auf’s Ohr gelegt, bis uns ein Sicherheitsbeamter in freundlichem, aber bestimmten Ton darauf hinwies, hier nicht zu schlafen, da viele „böse Menschen“ unterwegs seinen, die es auf unser Gepäck abgesehen hätten. Nach einem Kaffee zur Stärkung ging’s schnurstracks Richtung „Camp Nou“ Stadion – wir wollten uns schließlich noch Tickets für DAS Spiel des Jahres am darauffolgenden Dienstag zwischen dem FC Barcelona und dem SV Werder Bremen sichern – indem es um alles oder nichts (genau genommen um den Einzug in die nächste Runde der UEFA Champions League) ging. Ich hatte zwar schon vorher alles Mögliche versucht, an Tickets heranzukommen, doch irgendwie waren alle Bemühungen bislang gescheitert. Das Werder-Kontingent war schon aufgebraucht, beim FC Barcelona konnte man als Nicht-Mitglied nur die Karten direkt vor Ort kaufen und ein windiger ebay-Verkäufer stand dann doch nicht mehr zu seinem Wort, mir Karten zu besorgen. 1 Karte hätte ich von einem netten Mädel über die Werder Ticket-Börse bekommen können, allerdings wollte ich halt auch mit Jakob zusammen sitzen. So kamen wir dann früh um 9 am Stadion an – und nachdem wir eine nicht enden wollende Ehrenrunde ums komplette Stadion gedreht hatten , trafen wir endlich auf ein Barca-Mitglied, dass ebenfalls wegen Tickets unterwegs war, und so hefteten wir uns einfach an seine Fersen und fanden schließlich den Ticket-Schalter innerhalb des Stadion-Geländes. Und nach einer weiteren halben Stunde Warten hatten wir dann endlich unsere Tickets in der Hand – mit 61 € pro Ticket (die Preise reichten von 50 € bis 140 €, wobei die billigste Kategorie schon ausverkauft war) nicht gerade billig, aber wir waren glücklich und erleichtert. Anschließend ging’s zum Einchecken ins Hostel - das Centric Point Hostel, welches aufgrund seiner superzentralen Lage, eines tollen großen Gemeinschaftsraumes und mehrsprachigen, freundlichem Personal nur wärmstens empfohlen werden kann. Nachdem wir unsere Sachen in unserem 10-Mann-Apartment, welches wir mit fast nur Mädels (aus Kanada und den USA) teilten, abgestellt hatten, ging’s weiter mit Sightseeing. Dabei nahmen wir selbstverständlich alle touristischen Must-sees wie den Placa de Catalunya, das gotische Viertel mit der Kathedrale, die Flaniermeile La Rambla mit der Kolumbusstatue sowie den Hafen mit. Architektonisch ist Barcelona Madrid um einiges überlegen, und auch so wirkt alles noch etwas internationaler (manchmal hat man mehr englisch und deutsch als Spanisch gehört :-)) und freundlicher als in der spanischen Hauptstadt. Zudem war mir Barcelona sowieso aufgrund des tollen Wetters (wir hatten die 4 Tage jeweils um die 20°C und meist strahlend blauen Himmel und Sonneschein) auf Anhieb sympathisch. Und so ein Strand in der Stadt ist schon was Feines – da kam gleich wieder ein bisschen Wehmut auf, dass es mit meinem Praktikum in Valencia nicht geklappt hat. Abends gingen Jakob und ich getrennte Wege. Während er mit einem Kumpel zum Konzert von The Roots ging (welches nebenbei bemerkt ziemlich geil gewesen sein soll), entschied ich mich für’s Pacha – eine Nobeldiskothek, in die ich dank unseres Hostels für 5 statt normalerweise 20 € Eintritt rein kam (und zusätzlich wurden wir noch gratis per Bus hinchauffiert :-)). Hatte mich kurz vor der Abfahrt an eine Gruppe Franzosen rangehängt, die nur für dieses Wochenende zum Feiern nach Barcelona gekommen waren, und hatte eine lange und lange Partynacht.

Sonntag verpennten Jakob und ich natürlich das Frühstück, und als wir dann schließlich um 2 (nachmittags) soweit waren, etwas zu unternehmen, entschlossen wir uns einen ruhigen Nachmittag im Park Ciutadella – der auch den Zoo Barcelonas beinhaltet - und dem nahe gelegenen Strand bei wieder herrlichstem Wetter zu verbringen. Abends war dann DVD schauen im Hostel angesagt.

Montag schließlich nahmen wir uns ein weiteres Must-see in Barcelona vor – den Park Güell, der von Antoní Gaudi erschaffen wurde. Dieser in Barcelona lebende und wirkende Künstler wird – wen wundert’s – dort sehr verehrt, und viele der in seinem ganz eigenen und typischen Stil gebauten Bauwerke finden sich eben in jenem Park. Da dieser Park sich auf einem Hügel am Rande der Stadt befindet, erhält man zudem einen wunderschönen und beeindruckenden Ausblick über Barcelona. Auf dem Rückweg zum Hostel sahen wir uns noch die berühmte Kirche "Sagrada Familia" - an der schon mehr als 1000 Jahre in immer wieder wechselnden Stilen (weiter)gebaut wird - und weiter Gebäude von Gaudí an. An jenem Tag war auch schon ganz klar die ansteigende Vorfreude auf DAS Spiel des Jahres am kommenden Abend zu spüren; sah man doch überall schon grün-weiß gekleidete Werder-Fans herum spazieren… Am Abend dann trafen wir uns mit Dinah, die ich über den Hospitality Club kennen gelernt hatte. Übernachten war leider nicht möglich, aber immerhin ein Treffen war dann doch drin. Uns verschlug es in ein afrikanisches Restaurant, wo man für 5 € ein wirklich gutes Essen (Reis mit Geflügel-, Rindfleisch oder Fisch) bekam – ein Geheimtipp, den ich von wiederum einem weiteren Hospitality Club Mitglied erhalten hatte. Wir hatten insgesamt 3 nette Stunden miteinander, aßen plauderten und anschließend ging’s noch ein bisschen Barcelona bei Nacht, sprich wir wanderten durch ein paar Gassen – bevor wir uns dann wieder verabschiedeten.

Und Dienstag war dann schließlich der große Tag gekommen. Wir hatten erst noch in Erwägung gezogen, uns das Olympia-Gelände anzuschauen. Da es dort aber laut Auskunft einer Hostel-Mitarbeiterin nicht soviel zu sehen geben soll (was sich mit meiner Erfahrung aus Sydney deckte), verwarfen wir schließlich den Plan und gingen noch mal in den schon bekannten Park La Ciutadella, um einfach noch mal ein paar Sonnenstrahlen aufzusagen und uns seelisch und moralisch auf das vorzubreiten, was denn da abend auf uns zukommen sollte ;-). Auf dem Weg dorthin kauften wir uns Zutaten, um ein typisches Schinken-Käse Bocadillo zuzubereiten, welches wir abend mit ins Stadion nehmen wollten (und auch taten) und was hier zur Halbzeitpause gehört wie die Butter aufs Brot. Gegen 3 machten wir uns dann auf Richtung Placa Reial, wo nach Informationen von Julia, dem Werder-Mädel, von dem ich fast noch die eine Karte gekauft hätte, sich die ganzen Werder-Fans treffen sollten – und dem war auch so. Der gesamte Platz (der eigentlich ein großer Hof ist, also von 4 großen Häusern umgeben ist) war in ein grün-weißes Meer von Werder-Anhängern getaucht, die kräftig feierten (und Bier tranken), aber alles ganz friedlich. Als sich dann gegen 17.30 Uhr immer mehr Fans auf in Richtung Stadion machten, trollten auch wir uns - erst noch mal ins Hostel, und anschließend dann endlich zum „Camp Nou“. Doch dazu mehr im nächsten Post.