Tagesausflug nach El Escorial
Für vergangenenes Wochenende war seitens des Wetterberichts nochmal bombastisches Wetter mit Temperaturen um die 20° C angekündigt worden, deswegen wollte ich auf jeden Fall nochmal etwas "draußen" machen, also irgendwas, was im Winter aufgrund der Kälte oder schlechten Wetters nicht ganz so viel Spaß macht. Dazu wollte ich auch unbedingt zeitig aufstehen und war zur Not auch bereit, etwas Party am Abend zu opfern - doch ganz ohne Party ging's natürlich auch nicht. Freitag abends ging's mit etlichen Leuten aus der bekannter Gran Vía Flat auf in Richtung Malasaña, wo wir zunächst in einer Bar hängen blieben, wo's relativ preiswert Mojito gab. Auch eine Runde Tequila durfte natürlich nicht fehlen (obwohl ich bekanntlich schon beim Anblick von dem Zeug 'nen Würgereiz kriege - aber manchmal muss man sich halt dem Gruppenzwang beugen ;-)). Anschließend sind wir in irgend'ner coolen Rockkneipe gelandet - keine Ahnung mehr wo oder wie der Schuppen hieß - aber wie man auf den Bildern sieht, haben wir 'ne Menge Spaß gehabt.
Irgendwie hab ich's doch dann tatsächlich geschafft, ein paar Stunden später am nächsten Morgen aufzuwachen und einigermaßen pünktlich (nur 'ne knappe halbe Stunde zu spät *g*) am Bahnhof Atocha (hier befand sich übrigens das Hauptziel der Terroranschläge von vor gut 3 Jahren) zu sein, wo wir uns mit Constantin verabredet hatten. Das Zugticket war erstaunlich günstig (hin und zurück für rund 5 €) - und so ging's dann wie geplant halb 11 auf in Richtung El Escorial, wo wir eine Stunde später ankamen. Nach dem obligatorischen "Café con leche" (Milchkaffee) zur Stärkung machten wir uns zu Fuß auf zu unserem eigentlichen Hauptziel (für das El Escorial auch weltbreühmt ist), dem San Lorenzo el Real - eine riesige Schloss- und Klosteranlage aus der Zeit der Renaissance. Nach einem etwa halbstündigen Marsch durch den angrenzenden Schlosspark erreichten wir schließlich das ehemalige Kloster - ein schon allein von der Größe her beeindruckendes Gebäude (nicht umsonst wird es in Spanien als das 8. Weltwunder bezeichnet). Anschließend besichtigten Constantin und ich die Teile des Palastes, die frei zugänglich waren (dazu zählte z.B. die Bibliothek). Doch die knapp 10 € Eintritt für das Besichtigen irgendwelcher Porzellan, Möbel, Teppiche und Gemälde haben wir uns geschenkt - so kunstbegeistert sind wir beide nicht.
Inzwischen war's auch Zeit, etwas zu essen - und da uns das ganze Zeug in den Bars zu teuer war, beschlossen wir kurzerhand, eine zünftige spanische Brotzeit zu machen *g*. Also kauften wir in einem Supermarkt 2 frische Baguettestangen, Kochschinken, Käse und Oliven und machten es uns auf einer Bank in einem kleinen Park gemütlich. Dort haben wir dann in aller Ruhe unsere Brote belegt und während dem Essen ein paar Spaniern beim Zocken auf einem Bolzplatz zugeschaut.
Gut eine Stunde später machten wir uns dann auf den Weg zum Höhepunkt (zumindest für mich) des Tages - dem Cruz del Valle de los Caídos (Nationalmonument des Heiligen Kreuzes im Tal der Gefallenen). Das ist eine riesige Gedenkstätte zu Ehren der Gefallenen des spanischen Bürgerkriegs, und u.a. auch die Grabstätte des spanischen Diktators Franco. Das Monument wurde ab 1940 von 20.000 politischen Gefangenen gegen eine in Aussicht gestellte Haftzeitverkürzung errichtet.
Das Problem war nur: Wie dort hinkommen? Die Anlage befindet sich nämlich ein paar Kilometer außerhalb von El Escorial auf einem Hügel. Zunächst konnten wir noch bis zum Fuße des Hügels - an dem man durch ein Tor ähnlich einer Kaserneneinfahrt musste und natürlich auch zur Kasse gebeten wurde - mit dem Bus fahren. Normalerweise hätte man jetzt eine Seilbahn nehmen können, doch die fuhr natürlich nicht. So war man entweder auf ein Auto angewiesen oder musste die letzten 6 km bis zum Gipfel laufen. Wir entschieden uns logischerweise für letzteres - hielten aber in weiser Voraussicht ab und zu unseren Daumen raus, um einen auf Tramper zu machen. Und tatsächlich: Nachdem etliche Autos an uns vorbeigerauscht waren, hielt doch tatsächlich ein nettes Paar aus Barcelona an, die uns bis nach oben mitnahmen (und auf dem Rückweg das letzte Stück ebenfalls wieder mit runternahmen).
Nun waren wir also endlich da - und ich war schwer beeindruckt. Das gesamte Monument besteht aus einer in einen Fels eingehauenen Kirche (die angeblich die längste der Welt ist) und einem riesigen Aufmarschplatz davor. Dieser wird auch noch heute des öfteren von Anhängern der spanischen Rechte für Aufmärsche benutzt. Am beeindruckendsten ist jedoch ein 150 m (!) hohes und 40 m(!) breites Betonkreuz, welches sich über der Kirche auf der Hügelspitze befindet und weithin gesehen werden kann. Es ist interessant zu sehen, wie unterschiedlich der Umgang mit der Vergangenheit ist - in Spanien fand im Gegensatz zu Deutschland keine Aufarbeitung der Geschichte statt; der Übergang zur Demokratie erfolgte eher fließend. So findet sich nicht ein Hinweisschild in der gesamten Anlage über die Verbrechen der Francozeit - im Gegenteil, manchmal zeigen Besucher sogar öffentlich ihre Sympathie mit Franco bzw. dem früheren Regime und posieren stolz vor irgendwelchen Inschriften - in Deutschland undenkbar.
Nachdem wir uns alles angeschaut hatten, ging's dann wieder den Berg runter (diesmal größtenteils zu Fuß, und das letzte Stück wieder mit unserem freundlichen Paar aus Barcelona im Auto). Da wir grad den Bus verpasst hatten und eine gute halbe Stunde später unser Zug zurück nach Madrid fahren sollte, versuchten wir wieder unser Glück per Anhalter - und auch diesmal dauerte es nicht lange, und ein nettes Ehepaar nahm uns mit und brachte uns schließlich sogar bis zum Bahnhof. Wieder in Madrid, wollte ich dann abend eigentlich noch mit Jessi, Susi, Peter und Constantin in irgend'nen Club gehen. Da ich aber so kaputt vom Tag und der Woche davor war, den nächsten Tag nochmal das schöne Wetter nutzen wollte und es auch erst wieder gegen 12 bis 1 Uhr losgehen sollte, entschied ich mich, mal zu Hause zu bleiben und ein wenig Schlaf nachzuholen...
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